Wien - Ein Exorzist der Diözese Wien soll mit einem Psychiater am Donauspital in Wien zusammengearbeitet haben. Das berichtete die Wochenzeitschrift "Falter". "Exorzismus oder exorzismusähnliche Interventionen werden in den Spitälern der Stadt Wien nicht geduldet", stellte dazu am Mittwoch der Generaldirektor des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV), Wilhelm Marhold, fest. Derzeit finde eine Prüfung durch den KAV statt, ob in der jüngsten Vergangenheit gegen Dienstpflichten in diesem Zusammenhang verstoßen wurde.

Bereits im Jahr 2007 hat in Graz der Kongress "Religiosität in Psychiatrie und Psychotherapie" stattgefunden. Auf der Veranstaltung sei darüber diskutiert worden, ob es eine "Besessenheit jenseits der Psychose" gebe. "Die Organisatoren eines der Workshops beantworteten diese Frage mit Ja", so der "Falter". Was keiner großen Erwähnung wert wäre, würde es sich bei einem der Seminarleiter nicht um einen Oberarzt an der Neuropsychiatrischen Station im Sozialmedizinischen Zentrum Ost (SMZ-Ost), dem zweitgrößten Krankenhaus Wiens, handeln.

Der Mediziner habe den "Besessenheits"-Workshop gemeinsam mit einem Exorzisten der Erzdiözese Wien geleitet, berichtet die Zeitschrift weiter. Auf der Internetseite des Grazer Kongresses geben die beiden an, sie würden bei gewissen Patienten zusammenarbeiten.

"Befreiungsgebet" nicht Ersatz für Behandlung

"Im Wiener Krankenanstaltenverbund finden Behandlungen ausschließlich nach wissenschaftlich anerkannten Methoden statt. Dies gilt selbstverständlich auch für den Bereich der psychiatrischen Versorgung." So reagierte der KAV nun in einer Aussendung. "Der betreffende Oberarzt wurde 2007 dienstrechtlich im Rahmen einer Niederschrift auf seine Dienstpflichten aufmerksam gemacht. Gleichzeitig wurde ihm mitgeteilt, dass er bei Verstößen mit der Beendigung seines Dienstverhältnisses zu rechnen habe", betonten der Ärztliche Direktor des Donauspitals, Lothar Mayerhofer, und der Vorstand der Psychiatrischen Abteilung, Peter Fischer.

Die Erzdiözese stritt am Mittwoch den Vorwurf von Exorzismus im SMZ-Ost ab. Bei einem Exorzismus handle es sich um ein "Befreiungsgebet", von dessen Kraft die katholische Kirche ausgehe, erklärte der Sprecher der Erzdiözese Wien, Michael Prüller. "Es ist nie Ersatz für eine medizinische Behandlung und hat im Krankenhaus nichts verloren", so Prüller. (APA)