Innsbruck/Wien - Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle hat als Rektor der Leopold-Franzens-Universität (LFU) 2009 die Tiroler Hochschulkonferenz gegründet, die die acht Tiroler Hochschulen (33.000 Studierende, 6500 Mitarbeiter, 3000 Lehrbeauftragte, mehr als 400 Millionen Euro Jahresbudget) umfasst. Grundsätzliche hochschulpolitische Fragen sollten gestellt, ein Blick von außerhalb auf die Tiroler Uni-Landschaft geworfen werden.

Dienstagabend saß Töchterle nicht mehr als Rektor, sondern als Minister bei einer von Standard-Redakteurin Lisa Nimmervoll moderierten Podiumsdiskussion der Tiroler Hochschulkonferenz zum Beginn des Akademischen Jahres.

Mittlerweile werden Blicke von außen nicht nur auf die Tiroler, sondern auf die gesamtösterreichische Hochschulpolitik geworfen. So erklärte Antonio Loprieno, Rektor der Universität Basel und Mitverfasser des Expertenpapiers zur "Entwicklung und Dynamisierung der österreichischen Hochschullandschaft", die Rahmenkonzepte für den Hochschulplan.

Österreich habe, im Vergleich zur Schweiz, die Studierende aus Indien und China anwerben müsse, eine "kritische Masse an Studierenden", sagte Loprieno und meinte das durchaus positiv: Daher sollten Kooperation, aber auch Wettbewerb zwischen den Universitäten verbessert werden.

Laut Statistik Austria hat sich die Zahl der Studierenden seit 1970 in Österreich verfünffacht. Und zwar von 53.152 auf 265.030. Nicht unerheblichen Anteil daran haben ausländische Studierende; im aktuellen Wintersemester vor allem Studierende aus Deutschland, wegen doppelter Maturajahrgänge in Bayern und Niedersachsen und der Aussetzung der Wehrpflicht. So ist etwa die Zahl der inländischen Studierenden seit Abschaffung der Studiengebühren um 4,4 Prozent gestiegen. Jene der ausländischen hat sich nahezu verdoppelt.

Im Expertenpapier zum Hochschulplan wurden Studiengebühren nachdrücklich angeregt. Der Rektor der Med-Uni Innsbruck, Herbert Lochs, wünscht sich "Bildungsschecks": Mit diesem Geld des Staates sollten die Studierenden zur Uni ihrer Wahl gehen und dort ihr Studium finanzieren.

Nach einer Market-Umfrage sind 66 Prozent der Österreicher für eine Wiedereinführung der Studiengebühren. 54 Prozent halten 300 Euro pro Semester für angemessen. 30 Prozent treten für Zugangsbeschränkungen für alle Fächer ein, 46 Prozent für jene, die überlaufen sind.

Ob Österreich zu viele Unis habe, könne, so Loprieno, "nicht auf eine Formel gebracht werden". Eine Zusammenlegung von Hochschulinstitutionen könne im Zuge des Hochschulplans diskutiert werden. Wissenschaftsminister Töchterle machte klar, dass er Fusionierungen von "Unis sicher nicht im Wege stehen" werde.

Nur freiwillige Fusionen

Sie müssten aber freiwillig und von den Unis selbst gewünscht sein. Das gelte auch für die seit längerem diskutierte Wiedervereinigung der Med-Uni Innsbruck mit der Stamm-Uni, der LFU. Das bedeute aber nicht, dass die Med-Uni aufgelöst oder eingegliedert, sondern als selbstbewusster Partner mit der Stamm-Uni wiedervereinigt werden könne. (Verena Langegger, DER STANDARD, Printausgabe, 29.9.2011)