
"Wir bitten die Bevölkerung, uns zu vertrauen" , sagen die Mata Zetas auf Youtube. Der mexikanische Geheimdienst vermutet hinter der Gruppe allerdings Killer eines konkurrierenden Kartells.
Das richtet eine Gruppe via Internet aus. 35 Kriminelle wollen sie in den vergangenen Tagen bereits erschossen haben.
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Das Youtube-Video schlug ein wie eine Bombe: "Hört auf, euch erpressen zu lassen" , forderten fünf schwarzgekleidete, vermummte Männer die Mexikaner auf. Sie bekannten sich zum jüngsten Mord an 35 Kriminelle in Veracruz, bezeichneten sich als "Bewaffneter Arm des Volkes" alias "Mata Zetas" und kündigten an, das Drogenkartell der Zetas weiter bekämpfen zu wollen, da die Behörden damit überfordert seien.
"Wir sind stolze Mexikaner und respektieren die Armee und den Staat. Der Kampf gegen die Zetas werde auf Augenhöhe geführt, drohten sie weiter. "Wir bitten die Bevölkerung, uns zu vertrauen. Wir entführen nicht, wir erpressen nicht, und wir rauben nicht euer Eigentum."
Die Zetas, gebildet aus abtrünnigen Elitesoldaten, gelten als das brutalste Kartell, das sich neben dem Drogenhandel auch aus Entführungen, Menschenhandel und Schutzgelderpressungen finanziert. Kaum wurde das Video bekannt, erklärte Mexikos Innenminister Francisco Blake Mora, die Behörden seien sehr wohl in der Lage, mit dem organisierten Verbrechen fertig zu werden. Er verurteilte alle Methoden, die sich außerhalb des Rechtsstaats und der Legalität befänden, egal welche Ziele sie verfolgten. Laut Geheimdienst handelt es sich bei der angeblichen Bürgerwehr aber um Killer eines gegnerischen Kartells. Der Name Mata Zetas tauchte erstmals vor zwei Jahren auf, als ein angeblicher Sprecher der Gruppe bei den Behörden anrief und die Gründung der Bürgerwehr in Veracruz und Cancún ankündigte.
"Haben Verbrechen satt"
"Wir sind Bürger, die das Verbrechen satthaben" , sagte der anonyme Anrufer - der sich später als ein Mitglied des mit den Zetas verfeindeten Drogenkartells der Beltrán Leyva entpuppte. Die übrigen Kartelle betrachten die Zetas seit längerem wegen ihrer Methoden und Strategie als "geschäftsschädigend" . Der übliche Modus Operandi der Kartelle ist der Schutz und die Bestechung der lokalen Bevölkerung und Autoritäten, etwa durch Straßenbau, die Ausrichtung von Feiern oder den Bau von Krankenstationen.
Andererseits verdichten sich aber die Hinweise, dass tatsächlich paramilitärische Gruppen in Mexiko operieren, die sich die ausufernde Gewalt des Drogenkriegs zunutze machen, um tatsächliche oder vermeintliche Verbrecher zu jagen oder auch politische Mordaufträge zu erledigen.
Einem Bericht des US-Senats zufolge wird ein Teil der US-Hilfe dazu benützt, Söldner anzuheuern, die keiner Kontrolle unterliegen. Unlängst hatte der linke Senator Ricardo Monreal die Regierung aufgefordert, den Hinweisen auf die Bildung von Todesschwadronen nachzugehen. "Es sind Gruppen von acht bis 40 Personen, zum Teil ehemalige Irakkämpfer, israelische Soldaten, Söldner aus Afghanistan, die im Auftrag von Unternehmern oder Politikern morden."
Der Bürgermeister der reichsten Gemeinde Mexikos San Pedro Garza García in der Nähe von Monterrey, hatte am Tag seines Amtsantritts die Bildung einer solchen "Stoßtruppe" angekündigt, um den Kartellen Einhalt zu gebieten. Er musste sechs Monate später aber auf Druck der Bundesregierung die zwielichtige Truppe wieder auflösen. (Sandra Weiss aus Puebla/DER STANDARD, Printausgabe, 29.9.2011)