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Die Rate der Kaiserschnitte und Frühgeburten liegt in Österreich über dem europäischen Durchschnitt.
Wien - Kinder hätten nun mal keine Lobby. Aus diesem Grund hat Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) vor gut einem Jahr den Kindergesundheitsdialog gestartet: Mehr als 180 Experten haben sich diverse Bereiche aus Medizin und Gesundheit angesehen. Aus den Ergebnissen, die heute, Donnerstag, präsentiert werden, wurde eine nationale Gesundheits- und Bewegungsstrategie speziell für Kinder abgeleitet.
"Weder Zuständigkeitsgrenzen von Behörden noch der Geldbeutel der Eltern dürften über das Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen entscheiden", leitete der Minister die Präsentation der Studienergebnisse ein. Neben der empfohlenen Streichung des Selbstbehaltes bei Spitalsaufenthalten, den sich viele Eltern nicht leisten könnten, zeigte sich Stöger überrascht über einige Details, die im Zuge der Untersuchung zutage kamen:
Kaiserschnitte: Die Rate der per Operation zur Welt gebrachten Kinder sei in Österreich "viel, viel zu hoch", betonte Stöger. In machen Krankenhäusern liege der Satz weit über 30 Prozent - die Weltgesundheitsbehörde gibt einen Richtwert von zwölf bis 15 Prozent aus.
Frühgeburten: Auch hier liege Österreich mit elf Prozent deutlich über dem europäischen Durchschnitt. Die Zahl der Frühchen, die in nicht wenigen Fällen nach riskanten Behandlungen zur künstlichen Befruchtung entstehen würden, sollen mittels einer Richtlinie zum Fortpflanzungsmedizingesetz dezimiert werden. So sollen etwa maximal drei Embryonen eingesetzt werden, da Mehrlingsgeburten die Gesundheit von Mutter und Kind(ern) stark belasten können.
Arzneimittel: Es habe ihn selbst erstaunt, sagte der Minister, dass die Mehrheit der Medikamente für Kinder zwar zugelassen, nicht aber speziell für Kinder getestet würde. Ein auf fünf Jahre basisfinanziertes Netzwerk soll Informationen zugänglicher machen.
Impfstoffe: Das Impfkonzept soll mit 2012 um die Gratisimpfungen Pneumokokken und Meningokokken erweitert werden. Der Mutter-Kind-Pass, der 1974 eingeführt wurde, wird modernisiert.
Kinderfreundlichkeit: "Kinder sind keine kleinen Erwachsenen", so Stöger. Spitäler und Rehabilitationskliniken sollen den Bedürfnissen der Kleinen besser angepasst werden.
Gemeinsam mit Justizministerin Beatrix Karl (ÖVP) stellte Stöger zudem einen Gesetzesentwurf vor, mit dem die Verbreitung von "Legal Highs" (synthetische Drogen, die als Kräutermischung oder Badezusatz verkauft werden) eingedämmt werden soll. Zukünftig müssen Erwachsene mit bis zu drei Jahren Haft rechnen, wenn sie unter 18-Jährigen "Legal Highs" verkaufen. (Julia Herrnböck, DER STANDARD, Printausgabe, 29.09.2011)