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US-Notenbank-Chef: Wollen keine Deflation
Cleveland - Nach der jüngsten Stützungsaktion für die lahmende US-Konjunktur denkt Notenbankchef Ben Bernanke bereits über weitere Hilfe nach. "Wenn die Teuerung oder die Inflationserwartungen auf einen zu niedrigen Stand sinken, wäre das etwas, auf das wir reagieren müssten, weil wir keine Deflation wollen", sagte Bernanke am Mittwoch auf einer Veranstaltung der Notenbank von Cleveland. Die Fed beobachte die Situation sehr genau.
Bernanke äußerte sich das erste Mal, seit die Notenbank in der vergangenen Woche eine neue Konjunkturspritze aufzog. Die Fed nimmt bis Mitte kommenden Jahres 400 Mrd. Dollar (293 Mrd. Euro) in die Hand, um lang laufende Anleihen zu erwerben. Zugleich sollen Papiere mit Laufzeiten unter drei Jahren im selben Umfang verkauft werden. Diese sogenannte "Operation Twist II" soll die langfristigen Zinsen senken und somit auch Darlehen zum Hausbau oder andere lang laufende Kredite verbilligen. Da der Leitzins bereits nahe Null liegt und die Notenbank ihn auch noch längere Zeit nicht antasten will, hat die Fed kaum noch Pfeile im Köcher. Sie hat in der Krise mit milliardenschweren Ankaufprogrammen für Staatsanleihen und anderen unkonventionellen Maßnahmen ihre Bilanz auf rund 2,9 Bill. Dollar aufgebläht.
Dennoch hat das Wachstum in den USA kaum Fahrt aufgenommen: Mit einer aufs Jahr hochgerechneten Rate von weniger als einem Prozent blieb es in den Monaten Jänner bis Juni viel zu schwach, um die für amerikanische Verhältnisse relativ hohe Arbeitslosenquote abzubauen.
Zuletzt hatte sich am Markt für zehnjährige Staatsanleihen ein Rückgang der Inflationserwartungen abgezeichnet. Im schlimmsten Fall könnte diese Entwicklung in einer Deflation münden, also einem Rückgang der Preise auf breitem Niveau. Dies gilt als Gift für die Wirtschaft, da sich Käufer und Investoren in der Hoffnung auf weiter sinkende Preise und Kosten zurückhalten. Bernanke, der bereits nach der jüngsten Zinssitzung die Risiken für die Konjunkturentwicklung als deutlich bezeichnet hatte, sieht die Wirtschaft weiter im Kriechgang: "Wir haben eine Menge Probleme. Das gilt für die Wirtschaftserholung wie auch für das längerfristige Wachstum."
Bernanke rief die Regierung von Präsident Barack Obama auf, weitere Impulse zur Belebung des Immobilienmarkts zu setzen. "Dies würde den Maßnahmen der Fed mehr Wirkung verleihen und die Wirtschaftserholung fördern", sagte der Fed-Chef. (APA)