Huang Ming bei der Präsentation seines Solarenergie-Projekts "Solar Valley" anlässlich einer Preisverleihung in Beijing im Jänner 2011.

Foto: HuangMing

Stockholm - Der chinesische Unternehmer und Pionier in Sachen Solarenergie Huang Ming ist einer der Träger der diesjährigen "Right Livelihood Awards" (Alternative Nobelpreise). Der 53-jährige Gründer des Solarenergie-Musterprojekts "Solar Valley" in der chinesischen Provinzstadt Dezhou erhielt als Geschäftsmann den undotierten Ehrenpreis. Laut der Stiftung ist es das erste Mal in der über 30-jährigen Geschichte der Alternativen Nobelpreise, dass eine der Auszeichnungen nach China geht.

Die "Right Livelihood"-Stiftung gab ihre Entscheidungen am Donnerstag in Stockholm bekannt. Die drei weiteren, insgesamt mit 150.000 Euro dotierten Alternativ-Preise gehen an: die internationale Anti-"Land Grabbing"-Organisation GRAIN, die gegen die weltweite Entrechtung von Kleinbauern durch Massenlandkäufe kämpft; die tschadische Menschenrechtsaktivistin und Völkerrechtsanwältin Jacqueline Moudeina sowie an die US-Hebamme Ina May Gaskin, die sich für ein freies Entscheidungsrecht von Frauen für natürliche Geburten einsetzt. Moudeina wird für ihre "unermüdlichen Anstrengungen mit hohem persönlichen Risiko" ausgezeichnet, "Gerechtigkeit für die Opfer der früheren Diktatur im Tschad" zu erlangen und das Bewusstsein für Menschenrechte und deren Berücksichtigung in Afrika zu erhöhen.

Die Jury charakterisierte Huang Ming als "visionären, engagierten und leidenschaftlichen Unternehmer, der die Entwicklung der Solarthermie vorantreibt". Er habe das China-Solar-Valley Projekt gegründet, um ein "nationales und weltweites Beispiel für Solarenergie als realistische Alternative zu fossilen und nuklearen Energien und steigenden CO2-Emissionen zu setzen".

Right-Livelihood-Geschäftsführer Ole von Uexküll betonte den idealistischen Einsatz des 53-Jährigen. Dieser arbeite "nicht nur für die eigene Tasche, sondern er macht das für die Sache".

Kampf für Bio-Vielfalt in der Landwirtschaft

GRAIN ist eine gemeinnützige internationale Organisation, die Kleinbauern und soziale Bewegungen in ihrem Kampf für Bio-Vielfalt in der Landwirtschaft und für demokratische Kontrolle über genetische Ressourcen unterstützt. GRAIN spielt seit über zwei Jahrzehnten eine führende Rolle im weltweiten Kampf gegen die Macht großer Konzerne über Nahrung und Lebensgrundlagen der Menschen.

In den letzten Jahren hat GRAIN laut der Right Livelihood Stiftung einen entscheidenden Beitrag zur Dokumentation und Kritik des rapide wachsenden Phänomens des so genannten "Land Grabbing" geleistet. Gemeint ist die Aneignung von Ackerland durch rechtlich fragwürdige Massenlandverkäufe oder Leasing-Verträge.

Diese werden meist zwischen internationalen Großkonzernen und nationalen oder halbstaatlichen Investmentagenturen abgeschlossen. Mitunter sind auch lokale Kriegsherren, Rebellenführer oder andere, demokratisch nicht legitimierte Akteure die Vertragspartner der westlichen Konzerne.

Die tschadische Anwältin Moudeina versucht einerseits Ex-Diktator Hissène Habré vor ein internationales Gericht zu bringen. Gleichzeitig arbeitet sie an einer Vielzahl von Menschenrechtsthemen, die den Tschad betreffen. Mit ihrem "Eintreten für Gerechtigkeit als Voraussetzung für Versöhnung und ihrem unermüdlichen Engagement auf völkerrechtlicher wie auch auf lokaler Ebene hat sie einen herausragenden und entscheidenden Beitrag für die Beachtung der Menschenrechte in Afrika geleistet", heißt es in der Aussendung der Right-Livelihood-Stiftung.

Moudeina flüchtete während des Bürgerkriegs im Tschad vor rund 30 Jahren mit ihrem Mann in den Kongo. Dem Bürgerkrieg folgte zwischen 1982 und 1990 die Schreckensherrschaft Habrés. Eine Wahrheitskomission stellte später fest, dass Habrés Regierung für 40.000 politisch motivierte Morde verantwortlich war. Moudeina kehrte 1995 in den Tschad zurück und wurde dort als eine der ersten Frauen Anwältin.

Ina May Gaskin wird gelegentlich als "berühmteste Hebamme der Welt" bezeichnet. Die Ehefrau der US-amerikanischen Hippie-Legende und Grün-Pionier Stephen Gaskin "ein Vorbild für Hebammen, die es wagen, andere Wege zu gehen im Versuch, Geburtshilfe menschlicher zu gestalten, und die den Frauen die Möglichkeit geben, selbst zu entscheiden, welche Art der Entbindung für sie persönlich die richtige ist", heißt es vonseiten der Stockholmer Jury. In den USA und etlichen anderen westlichen Staaten fehlt eine Kultur der Hausgeburten oder alternativer Geburtsmethoden.

Die Preise sollen wie jedes Jahr im Schwedischen Reichstag übergeben werden. Heuer findet die Übergabe im Rahmen einer feierlichen Zeremonie am 5. Dezember in Stockholm statt. (APA/red)