Kabul - Die NATO-geführte Afghanistan-Truppe ISAF hat Zahlen der Vereinten Nationen zu einem dramatischen Anstieg der Gewalt in dem Land zurückgewiesen. In den ersten acht Monaten 2011 sei die Zahl der Angriffe Aufständischer im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwei Prozent gesunken, sagten ISAF-Vertreter am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Kabul. Für die Monate Juni bis August betrage der Rückgang sogar 17 Prozent. In einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht der UN-Mission in Afghanistan (UNAMA) wurde dagegen für die ersten acht Monate dieses Jahres ein Anstieg der Gewalt um 39 Prozent beklagt.

Nach Angaben von ISAF-Sprecher Carsten Jacobson geht die Diskrepanz teilweise auf die unterschiedliche Definition von "sicherheitsrelevanten Ereignissen" zurück. So berücksichtige die UNO anders als die ISAF auch den Fund von Waffenverstecken, Festnahmen, Morde und Akte der Einschüchterung. Während die UNO in ihrem Bericht alle gewaltsamen Vorfälle einbezieht, macht die ISAF zudem nur Angaben zu Angriffen von Aufständischen. Rund 25 Prozent der von den Vereinten Nationen aufgezählten Vorfälle würden von der ISAF daher nicht erfasst, sagte der deutsche General Jacobson.

Dem UNAMA-Bericht zufolge, der dem UN-Sicherheitsrat übergeben wurde, gab es in Afghanistan in den ersten acht Monaten 2011 im Schnitt monatlich 2108 Anschläge, Gefechte und andere Gewalttaten. Von den 971 zwischen Juni und August getöteten Zivilisten wurden demnach drei Viertel von Aufständischen getötet, die ISAF macht die Aufständischen für 85 Prozent aller zivilen Opfer verantwortlich. (APA)