
Kann sich das Kindle Fire in Haushalten durchsetzen?
Es ist in aller Munde, das Kindle Fire von Amazon. Mit seinem Android-Tablet, das vorerst nur in den USA erhältlich sein wird, zum Kampfpreis von 199 US-Dollar will der Online-Händler auch - aber nicht nur - an der Marktdominanz des iPad kratzen. Obwohl Apple verhältnismäßig intolerant mit seinen Mitbewerbern umgeht.
Potenzial
Das Kindle Fire könne das Potenzial haben - so die vorherrschende Meinung am Markt - seine Android-betriebenen Tablet-Gebrüder mit Haut und Haar zu verspeisen. Alles in allem waren Verkäufe der Android Tablets nicht gerade glänzend. Das Motorola Xoom hat es auf 400.000 Stück geschafft, Samsung erging es mit dem 7-Zoll großen Galaxy Tab schon besser - eine halbe Million verkaufte Geräte innerhalb der ersten zwei Monate im Handel.
Android Entwicklung
Vielen Herstellern blieb nichts anderes übrig, als die Geräte-Preise herunterzuschrauben. Das Kindle Fire könnte das alles wieder ändern. Das Gerät setzt stark auf Amazons eigene Apps und Services und verwebt den Content eng mit der Benutzeroberfläche. Ob Amazons Tablet auch Feuer in die Android Entwicklung bringt, hängt wohl vom Erfolg des Gerätes ab.
"Wenn das Tablet gut bei den Anwendern ankommt, wird es auch die Android-Tablet-Entwicklung forcieren", sagt Gartneranalyst Van Baker.
Im folgenden YouTube-Video ist das Kindle Fire zu sehen:
Entwicklerszene
Unter Entwicklern ist das Feedback gemischt. Eric Setton, der den Video-Calling-Dienst Tango gegründet hat, kann das Produkt nicht nutzen, solange Amazon sein Tablet nicht mit einer Kamera ausstattet. Dennoch findet er, das Kindle Fire ist ein beeindruckendes Gerät.
Kritikpunkte
Michael Novak, Android Entwickler bei GroupMe, hat einige Vorbehalte: Er ist enttäuscht, dass die Wahl auf Android 2.3 aka Gingerbread anstelle auf die für Tablets optimierte Version Honeycomb gefallen ist. Zudem spricht er sich mehr für einen 10-Zoll-Touchscreen aus, wie das Galaxy Tab 10.1 von Samsung. Anders als bei iOS müssen Android Entwickler mehr auf die User Experience bei den unterschiedlichen Bildschirmgrößen achten, um die Vorteile aller Geräte herauszuarbeiten.
Amazon App Store
Dass das Kindle Fire auf den Amazon App Store setzt, sieht Novak ebenfalls negativ. Derzeit laden mehr Nutzer seine App vom Android Market als vom Amazon App Store. Der kann sich in Zukunft aber noch entfalten, sobald das Fire Einzug in mehr und mehr Wohnzimmern hält.
Verbraucherbedürfnisse
Die Umsatzzahlen anderer Android-Tablets werden das Eintreffen des Kindle Fire sicherlich zu spüren bekommen, vor allem hinsichtlich der Preispolitik. Die 7-Zoll-Bildschirmgröße konnte sich bisher zwar nicht etablieren, aber bei den bisherigen Geräten stand mehr die Hardware und nicht der Content im Vordergrund. "Verbraucher aber", ist Baker überzeugt, "wollen das ganze Umfeld - etwas, was Apple und jetzt Amazon, fähig sind zu liefern."
Auf jeden Fall bleibt es spannend und der Grundtenor der Marktbeobachter lautet: Alle existierenden Android Tablets sollten sich warm anziehen. Die Unterstützung der eigenen Cloud-Services wird einige Wettbewerber dazu motivieren, in ihren Geräten mehr Cloud-basierte Dienste aufzunehmen.
Kein Kindle Fire/Touch in Österreich?
Ein Wermutstropfen für österreichische Kunden sind die Spekulationen rund um die Frage, ob Amazon den Kindle Fire und Touch hierzulande nur als abgespecktes Basismodell anbietet. In ganz Europa sollen beide Geräte ohne Touch Funktion und Tastatur erhältlich sein. Techcrunch sieht dies durch einen Mangel an Content und stockende Verhandlungen mit europäischen Rechte-Inhabern begründet. Als geschrumpftes Modell - ohne Film- und Serien-Streaming - ist der Kindle Fire halb so heiß. Das Problem ist, dass die Lizenzen fehlen.
Warum der europäische Markt aber den Kindle Touch entbehren muss, ist durch Contentmangel nicht erklärt. Amazon stand bisher zu keiner offiziellen Stellungnahme bereit, wann und ob der Kindle Fire und Kindle Touch in Europa landet. (ez, derStandard.at, 30.09.2011)