Das Regime in Bahrain geht weiter mit äußerster Härte gegen seine Kritiker vor. Zwanzig Ärzte des Salmaniya Krankenhauses in der Hauptstadt Manama wurden von einem Militärgericht zu Haftstrafen zwischen fünf und 15 Jahren verurteilt.
Die Mediziner hätten sich demnach im März gewaltsam der Klinik bemächtigt, Medikamente gestohlen und Waffen gehortet, alles im Auftrag des mächtigen Nachbarn Iran. Regimegegner sehen in den Urteilen hingegen einen Racheakt, weil die Ärzte während der gewaltsamen Niederschlagung der Proteste im Frühling verletzte Demonstranten versorgt hatten.
Das Informationsministerium des kleinen, von der sunnitischen Al-Khalifa-Dynastie diktatorisch regierten Inselstaates zwischen dem Iran und den Golfemiraten nennt den Grund für die harschen Urteile: „Versuch des Umsturzes der Regierung". Die Verteidiger der Mediziner sagen, diese wären während der Untersuchungshaft gefoltert worden; die Anhörung vor Gericht habe keine zehn Minuten gedauert. Die Militärrichter ließen die Anwälte demnach nicht zu Wort kommen, als sie von der Folter berichten wollten. Die Angeklagten selbst waren nicht im Gerichtssaal zugelassen.
Mann zum Tode verurteilt
Ein Mann wurde in einem separaten Prozess zum Tode verurteilt, das Gericht sah es als erwiesen an, dass er während der Antiregierungsproteste im Frühling einen Polizisten absichtlich mit dem Auto überfahren und getötet hat.
Der Londoner Journalist David Cockburn, der für die Tageszeitung Independent über die Situation in Bahrain berichtet, nennt die verurteilten Ärzte „die unwahrscheinlichsten Revolutionäre überhaupt". Der angesehene, in Irland ausgebildete orthopädische Chirurg Ali al-Iqri etwa wurde am 17. März im OP-Saal festgenommen. Rola al-Saffar, eine dunkelhaarige Frau mittleren Alters, war bis zu ihrer Verurteilung Vorsitzende der bahrainischen Krankenschwesternvereinigung und wollte früher für einen Parlamentssitz kandidieren.
"Botschaft an Obama"
Die Ärzte könnten sich an das bahrainische Höchstgericht wenden, ließ die Regierung verlauten. Ali Salman, der Führer der größten schiitischen Oppositionsgruppe al-Wifaq, sagte dem Independent, das Regime wolle mit den harten Urteilen auch eine Botschaft an US-Präsident Barack Obama senden, der jüngst zu Verhandlungen zwischen Regierung und Opposition aufgerufen hatte. (red)