Kaum hatten Altpolitiker Montag dem Land laut "Ku- rier" sieben Wege aus dem Sumpf gewiesen und dabei nach besseren Neupolitikern gerufen, war "Heute" mit einem Vorschlag zur Stelle. Geheimer Plan - Wird Arnie Politiker in Österreich?, frug das Blatt am Dienstag auf Seite 1 die U-Bahn-Benützer, und weil es die Republik retten könnte, auf Seite 5 ausländerfreundlich gleich noch einmal: "Hasta la vista, baby" - Arnie back in Austria?
Selbstverständlich handelt es sich dabei um einen Geheimplan, was jeglicher Quellenangabe enthebt. Wie "Heute" in Erfahrung bringen konnte, versucht eine SP-nahe Gruppe Schwarzenegger zur Gründung einer Wirtschaftspartei zu motivieren. Ein teuflischer Plan, wie man ihn einer SP-nahen Gruppe niemals zugetraut hätte, aber: Die unglaublichsten Geschichten entstehen nicht in Hollywood - sondern im Wiener Regierungsviertel. Das geht nicht ohne Drehbuch ab. Das Drehbuch: Mehrere SP-nahe Persönlichkeiten versuchen Arnold Schwarzenegger zur Rückkehr nach Österreich zu bewegen. Erst am Wochenende war der Regierungschef beim berühmtesten Bodybuilder der Welt in Los Angeles und kam nicht unbelohnt zurück, denn Arnie schrieb daraufhin seinen zwei Millionen Fans auf Twitter: "Eben mit Kanzler Faymann und seiner Ehefrau gefrühstückt. Kalifornien und Österreich haben so viele Gemeinsamkeiten. Es war fantastisch, Zeit mit einem so großartigen Anführer zu verbringen."
Womit sich wieder einmal der Weitblick des Kanzlers bestätigte, seine Zeit nicht bei der Uno in New York zu vergeuden. Wer hat dort schon zwei Millionen Fans auf Twitter? Einem großartigen Anführer kann man auf dem schlüpfrigen Parkett der Weltpolitik nichts vormachen. Nur leider: Auch ein ÖVP-Minister buhlt um die Gunst des Superstars - Umweltminister Niki Berlakovich nahm ihn in sein "Öko-Team" auf. Der umweltbewusste Schwarzenegger steht dem ÖVP-Politiker vor allem als Ratgeber zur Seite, was man der Umwelt ansieht. Aber von Berlakovich droht der SP-nahen Gruppe keine nahe Gefahr. Zwar bereitet sich der Superstar derzeit auf die Dreharbeiten für "The Expandables 2" vor und schreibt an seinen Memoiren, "in einem Jahr könnte die Bombe aber bereits platzen", so ein Insider, eben der gut vernetzte Wirtschaftsexperte aus Wien.
Die Bombe, die in einem Jahr bereits platzen könnte, schlug in der Wiener U-Bahn schon jetzt derart heftig ein, dass "Heute" am nächsten Tag beinhart recherchieren musste. Arnie als Austro-Politiker: So groß wären seine Chancen, versuchte es das Blatt bei Politologen. Ein Rundruf ergibt: Dem Ehebruch (mit Kindesfolge) zum Trotz ist Arnie hierzulande immer erstaunlich beliebt, wobei besonders erstaunlich ist, woran "Heute" Beliebtheit, dem Ehebruch (mit Kindesfolge) zum Trotz, misst: Der Star käme auf Anhieb in den Nationalrat.
Die Politologen halten aber ein Comeback Schwarzeneggers für Spekulation, mit gutem Grund. Auf Anhieb in den Nationalrat zu kommen ist Arnie zu wenig. Mit einem Ministeramt würde sich der Ex-gouverneur des 37-Millionen-Einwohner-Staates Kalifornien wohl nicht zufriedengeben. Hofer: "Das müsste schon mehr sein." Muss Erwin Pröll zittern, bis die Bombe platzt?
Die Inseratenpolitik des großartigen Anführers sorgt in der Medienlandschaft für schlechte Stimmung. "Wolfgang Fellner wird mir noch irgendwelche Sachen anhängen", jammerte "Kurier"-Chefredakteur Helmut Brandstätter am Wochenende in der "Presse". Nicht nur der. Am selben Tag zitierte die "Krone" aus dem Medienmagazin "extradienst", wonach unter Brandstätter ein militanter Pro-ÖVP-Kurs eingeschlagen worden sei und seine Tage als Chefredakteur gezählt sein könnten.
"Heute" sprang seinem Mutterblatt bei mit der Klage: Seit Tagen wettert der "Kurier" gegen öffentliche Inserate in auflagenstarken Zeitungen. Die eigenen Einnahmen aus dem öffentlichen Bereich verschweigt er scheinheilig. Und die scheinheilige Aufdecker-Rolle des Raiffeisen-Blattes wurde mit der Titelzeile 33 Millionen für den "Kurier" enthüllt.
Der "Österreich"-Chef wiederum jubelte vorgestern: ,Krone' verliert gegen "Österreich". Dichand konnte nicht beweisen, dass die für die Zeitung "Österreich" aufgenommenen Kredite "kaum zurückbezahlt" werden könnten. Vielleicht hatte er eine der Gesellschaften drum herum gemeint. Davon gibt es so viele, dass der Eindruck entsteht: Wenn Wolfgang Fellner aufs Klo geht, gründet er dafür eine Beteiligungs GmbH. Für eine Privatstiftung reicht's leider nicht. (Günter Traxler, DER STANDARD, Printausgabe, 1./2.10.2011)