Lieferanten halten die Winterware zurück.

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Wien - Wochenlang hat die insolvente italienische Konzernmutter Mariella Burani Don Gil in Österreich mitsamt seinen Hausbanken vertröstet. Eine Kapitalspritze für die Modekette mit ihren rund 370 Mitarbeitern und 30 Filialen wurde in Aussicht gestellt. Mittlerweile spricht man in Kreisen der Banken und Lieferanten von einer Farce. Auch im Unternehmen ist jede Hoffnung auf rettendes Geld aus Turin geschwunden. Don Gil steuert auf die Insolvenz zu. Die Eröffnung des Verfahrens wird für die kommende Woche erwartet.

Der Textilhändler wurde vor 40 Jahren vom österreichischen Unternehmer Peter Szlatinay gegründet. 1990 stieg Palmers ein, um die Kette zehn Jahre später zu hundert Prozent zu übernehmen. 2004 verkaufte der Wäscheriese sie um gut 5,5 Millionen Euro an Burani.

Diese freilich legte ein Pleite hin und steht mittlerweile unter staatlicher Aufsicht. Die Justiz ermittelt gegen ihre Eigentümer wegen des Verdachts der betrügerischen Krida. Don Gil steckt seither in der Krise und im Banne schlechter Ratings. Jede Liquidität fehlt, Schulden in Höhe von mehr als 28 Millionen Euro häuften sich an, rund die Hälfte davon sind Bankenverbindlichkeiten. Um das operative Geschäft weiterzuführen, braucht es fünf bis zehn Millionen Euro.

Die letzte unzähliger Deadlines, um über das Schicksal Don Gils zu entscheiden, hatte die italienische Geschäftsführung für Ende dieser Woche angesetzt. Passiert ist einmal mehr nichts. "Wir haben keinerlei Information, wie es weiter geht. Vielleicht wissen wir in der nächsten Woche mehr", sagt Thomas Hahn, Prokurist in Wien.

Worst Case ist der Konkurs. In diesem Falle droht die Firmenzerschlagung und Verwertung. Noch steht ein Sanierungsverfahren im Rahmen einer Insolvenz im Raum, ist aus der Branche zu hören. Die Gläubiger müssten in Folge auf 70 bis 80 Prozent ihrer Forderungen verzichten, erläutert ein Experte des Kreditschutzverbands AKV.

Der Schulden entledigt, könnte Don Gil Sanierungspläne vorlegen und die operativen Geschäfte weiterführen. Hahn hatte zuletzt wiederholt versichert, dass es um diese an sich gut bestellt sei. Vorausgesetzt, seine Lieferanten spielten mit und das Unternehmen erhalte ein neues Gesicht. Konkret: einen neuen Eigentümer.

Drei verbindliche Angebote soll es geben, alle aus der heimischen Handelsbranche. Schöps-Verwerter Jamal Al-Wazzan sieht sich in der Lage, bis zu 20 Filialen unter der bestehenden Marke weiterzuführen. Eine Reaktion aus Italien auf sein Angebot bekam er bisher nicht. Auch alle anderen Interessenten drangen nie zu den verantwortlichen Eigentümern durch.

Don Gil setzt rund 63 Millionen Euro um. Um die Ware ist es mittlerweile schlecht bestellt - die Industrie hält jeden Nachschub zurück. So sehr die Zeit gegen die Modekette läuft, mit einem hat sie Glück: Das warme Wetter macht Kunden wenig Lust auf die ohnehin fehlende Winterkollektion. (Verena Kainrath, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 1.10.2011)