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Berlin/Lauterach - Wie lebten die Menschen im antiken Pergamon? Archäologische Funde und griechisch-römische Literatur geben Hinweise, aber genau weiß es keiner. Yadegar Asisi, Architekt und Künstler, ließ unter den strengen Augen der Antikenforscher des Pergamon-Museums seine Fantasie und seine Computerprogramme spielen. In mühevoller Kleinarbeit entstand ein 360-Grad-Panorama der Metropole. Auf Aussichtsplattformen in der 25 Meter hohen Rotunde bekommen die Besucher das Stadtleben an einem Frühlingstag des Jahres 129 zu sehen und zu hören.

 

Foto: AP/Clemens Bilan

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Das Panorama ist Teil der ersten Sonderausstellung zum Hauptthema des Museums. Erstmals in der 130-jährigen Ausgrabungsgeschichte präsentiert das Pergamon-Museum alle seine Prunkstücke in einer Schau. Die Inszenierung überließ man ebenfalls Yadegar Asisi. Der Künstler sieht in der öffentlich-privaten Kooperation "die Wiederaufnahme des Dialogs zwischen Kunst und Wissenschaft, der im 20. Jahrhundert leider abgerissen ist".

Foto: APA/MAURIZIO GAMBARINI

Unterstützung holte sich Asisi nicht nur bei den Profiexperten. Weil die einzige zusammenhängende Genealogie der griechischen Göttergroßfamilie von Dieter Macek aus Lauterach stammt, lud er den Hobbyforscher zur Zusammenarbeit ein. Macek lieferte den göttlichen Stammbaum, Asisi schuf damit ein Spiegelkabinett als Verbindung zwischen roter Kriegerhalle und gleißend-weißem Göttersaal.

Foto: DER STANDARD/Jutta Berger

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So war der pensionierten Bahnhofsvorstand Dieter Macek wohl der Glücklichste unter den zahlreichen Eröffnungsgästen vergangenen Donnerstag: "Die Museumsinsel ist so etwas wie das Tempelareal des Geistes und der schönen Künste. Etwas Schöneres, als hier einen Raum zu haben, gibt es nicht." Dass einige die Nase rümpfen, sein Werk wissenschaftlich infrage stellen, nimmt er gelassen. "Ich erhebe nicht den Anspruch der Wissenschaftlichkeit, mein Werk ist eine Sammlung."

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Beginnend mit der Ilias hat er in 33 Jahren "alle für mich erreichbaren Werke der griechischen Literatur, dann der römischen, durchgearbeitet". 7687 Figuren habe er so gefunden, alphabetisch geordnet mit Texten versehen, 5640 waren in die Götter-Genealogie einbaubar. Macek: "Etwa 100 sind geschichtlich nachweisbar, alle anderen verdanken ihre Existenz dem Geist und der Fantasie der Menschen." 

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Macek greift zu einem Vergleich: "Jeder kennt Hänsel und Gretel, ein Wissenschafter, der ihre Existenz beweisen wollte, würde nirgends ihre Geburtsurkunden finden. Aber sie existieren als Märchenfiguren, in der Fantasie der Kinder."

Lässt sich sein Sammeln mit jenem eines Antiquitätensammlers vergleichen? "Nein, eher mit den Brüdern Grimm." Macek stellt sein Werk für Bildungszwecke zur Verfügung, kommerzielle Interessen habe er nicht. "Meine Zeit brauche ich zur Überarbeitung der Götterbiografien." (Jutta Berger/DER STANDARD, Printausgabe, 1./2. Oktober 2011)

Weitere Informationen

"Pergamon - Panorama der antiken Metropole", bis 12. 9. 2012
www.pergamon-panorama.de

Foto: REUTERS/Fabrizio Bensch