Eine offenbar von jüdischen Extremisten verübter Brandanschlag auf eine Moschee in Nordisrael hat gestern Zusammenstöße zwischen arabischen Bürgern und Polizisten ausgelöst, während israelische Politiker und Rabbiner den Vandalenakt in den schärfsten Tönen verurteilten. Das Wort "Preisschild", das auf eine Wand geschmiert wurde, gilt als Code für Racheangriffe, die Rechtsextremisten gegen palästinensische Einrichtungen im Westjordanland unternehmen, in Israel selbst waren derartige Gewalttaten aber bisher nicht vorgekommen. Auf einer Wand wurde in hebräischer Schrift auch der Name "Palmer" gefunden - so hieß ein jüdischer Siedler, der vor zehn Tagen im Westjordanland zusammen mit seinem kleinen Kind ums Leben kam, vermutlich infolge von Steinwürfen auf sein Auto.
In der Moschee im arabischen 5000-Seelen-Dorf Tuba-Sangaria in Galiläa wurden auch Koran-Bücher versengt. Zornige Dorfbewohner bewarfen Polizisten mit Steinen, zündeten Autoreifen an und versuchten, eine Landstraße zu blockieren, die Polizei setzte Tränengas ein. Israels Staatspräsident Schimon Peres sprach von einem "schweren Tag für die ganze israelische Gesellschaft": "Das ist eine unjüdische, ungesetzliche, unmoralische Tat und bringt schwere Scham über uns", sagte Peres.
Aus der Kanzlei Benjamin Netanjahus wurde berichtet, der Premier habe angesichts der Bilder der verbrannten Moschee "vor Wut gekocht". Derartige Akte "haben im Staat Israel keinen Platz", hieß es in einer Erklärung. Der sephardische Oberrabbiner Schlomo Amar zeigte sich empört über die "abscheuliche Tat, die nichts als Schaden bringt - jeder Anschlag auf eine Gebetsstätte kann schlimmste Folgen haben." Für den Abend wurde ein Besuch des Staatspräsidenten und der beiden Oberrabbiner in der verbrannten Moschee vorbereitet. (Ben Segenreich aus Tel Aviv, STANDARD-Printausgabe, 4.10.2011)