Berlin - Das österreichische "Pickerl" kennen deutsche Autofahrer von Urlaubsfahrten in den Süden zur Genüge. Möglicherweise müssen sie demnächst auch dann eine Vignette auf ihre Windschutzscheibe kleben, wenn sie Deutschland gar nicht verlassen. 

Der deutsche Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) will eine Maut für Pkws einführen und liebäugelt dabei mit der österreichischen Variante. "In Österreich zahlt man für eine Jahresvignette 76,50 Euro. Ich habe verschiedene Szenarien durchrechnen lassen, von denen sich eines am Beispiel Österreich orientiert", sagt der Minister in der Bild-Zeitung. 

Pkw-Fahrer zur Kasse bitten

Er tritt seit langem dafür ein, auch die Pkw-Fahrer zur Kasse zu bitten, da die deutschen Straßen zum Teil in beklagenswertem Zustand sind. Für Lkws ist auf deutschen Autobahnen seit 2005 eine streckenbezogene Straßenbenutzungsgebühr fällig. Sie richtet sich nach der Schadstoffklasse, der Achszahl des Lkws und der Streckenlänge. Die Kosten liegen zwischen 14 und 28 Cent pro Kilometer. Das bringt dem Staat 4,6 Milliarden Euro jährlich.

Allerdings hat Verkehrsminister Ramsauer nicht viel davon, das Geld fließt in den Bundeshaushalt. Einnahmen aus einer Pkw-Maut möchte der CSU-Politiker daher für seinen Etat einsammeln und damit Straßen sanieren.
Doch das letzte Wort, dass auch die Deutschen ein Pickerl bekommen sollen, ist noch nicht gesprochen. Viele in der großen Schwesterpartei CDU wehren sich gegen die Einführung einer Pkw-Maut, auch Kanzlerin Angela Merkel ist nicht begeistert. Im Koalitionsvertrag ist keine Maut vorgesehen, schließlich gilt Deutschland als "Land der Autofahrer". Ramsauer will im Herbst einige Modelle vorlegen. Eines sieht auch eine Pkw-Maut in Höhe von 365 Euro vor. Dafür würde aber im Gegenzug die Kfz-Steuer entfallen. (bau/DER STANDARD-Printausgabe, 5.10.2011)