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Dr. Murray während der Gerichtsverhandlung im Gespräch mit seinem Anwalt.

Foto: EPA/MARIO ANZUONI /

 Los Angeles - Andere Patienten, seine Tochter, seine Geliebte und eine Mitarbeiterin - mit ihnen allen hat Conrad Murray in jenen Stunden telefoniert oder per SMS kommuniziert, bevor Michael Jackson, sein berühmtester Patient, starb. Allein in der letzten Stunde des "King of Pop" sprach Murray 46 Minuten lang mit seinem Büro in Las Vegas.

Der Arzt habe gar keine Zeit gehabt, sich um seinen Patienten zu kümmern oder ihn zu überwachen, wirft die Anklage Murray deswegen vor - obwohl er ihm zuvor Propofol gespritzt haben soll, ein sehr starkes Betäubungsmittel, das ständige Überwachung des Patienten erfordert. Die Staatsanwaltschaft präsentierte die Telefonprotokolle zum Auftakt der zweiten Prozesswoche gegen Murray, der laut Anklage mitschuldig sein soll am Tod Jacksons am 2. Juni 2009.

Bisher haben mehrere Zeugen den Arzt belastet: Die Notärzte, die zu Jacksons Haus gerufen wurden, sagten aus, Murray habe Jackson falsch reanimiert, sei in Panik geraten und habe ihnen nicht gesagt, was für Medikamente der Patient bekommen hatte. Auch zwei Ärzte jenes Spitals, in das Jackson eingeliefert wurde, beschuldigten Murray, das Propofol verschwiegen zu haben. Im Kreuzverhör mussten sie aber einräumen, dass die Information nichts mehr genutzt hätte - Jackson war zu dem Zeitpunkt bereits klinisch tot.

Nur kleine Dosis verabreicht

Murray bestreitet, seinem Patienten eine tödliche Dosis des Narkosemittels gespritzt zu haben. Er will ihm nur eine kleine Menge verabreicht haben, die Überdosis habe Jackson sich selbst injiziert.

In den kommenden Tagen wird die Anklage noch einige Telefonpartner von Murray als Zeugen laden, genauso wie Ermittler, die nach Jacksons Tod in dessen Haus zahlreiche leere Medikamenten-ampullen fanden. Auch Jacksons Sohn Prince, der zum Todeszeitpunkt gemeinsam mit seiner Schwester Paris im Haus war, könnte geladen werden. Danach wird die Verteidigung ihre Zeugen präsentieren. Das Urteil wird in einem Monat erwartet. (red/DER STANDARD-Printausgabe, 5.10.2011)