Detroit - Vor einem Bundesgericht in Detroit hat der Prozess gegen den Nigerianer Umar Farouk Abdulmutallab begonnen, der an Weihnachten 2009 mit einem in seiner Unterhose eingenähten Sprengsatz ein US-Passagierflugzeug in die Luft sprengen wollte. Bei der Sitzung am Dienstag bestritt Abdulmutallab, dass der radikalislamische Prediger Anwar al-Awlaki, der als sein Mentor galt, tatsächlich getötet wurde.

Zum Prozessauftakt in Detroit werden ab Dienstag die Geschworenen ausgewählt. Die Justiz steht dabei vor der Herausforderung, kurz nach dem emotionalen zehnten Jahrestag der Anschläge vom 11. September eine unvoreingenommene Jury zu finden. Die Eröffnungsplädoyers sind für den 11. Oktober geplant, der Prozess dürfte mehrere Wochen dauern. Der Angeklagte weigert sich trotz mehrfacher Aufforderung von Richterin Nancy Edmunds, einen Anwalt zu nehmen und will sich selbst verteidigen.

Gleich zu Beginn unterbrach Edmunds am Dienstag die Sitzung und ordnete an, dass sich der in einem weiten weißen T-Shirt erschienene Abdulmutallab ein Hemd und eine Krawatte anziehen müsse. Während der Sitzung stritt der Angeklagte ab, dass sein mutmaßlicher Mentor Awlaki getötet wurde. "Anwar lebt", schrie Abdulmutallab. Awlaki, einer der führenden Köpfe des Terrornetzwerks Al-Kaida auf der arabischen Halbinsel, war am Freitag bei einem mutmaßlichen US-Drohnenangriff im Jemen getötet worden.

Abdulmutallab stand nach Angaben der Staatsanwaltschaft mit Awlaki im Kontakt und hatte sich in den Monaten vor seinem Anschlagsversuch im Jemen aufgehalten. Abdulmutallab hatte am 25. Dezember 2009 in seiner Unterhose eine Bombe an Bord eines Fluges von Amsterdam nach Detroit geschmuggelt. Die Zündung schlug aber fehl, Passagiere konnten den Nigerianer überwältigen. Den Ermittlern zufolge hatte der 24-Jährige nach seiner Festnahme zugegeben, im Auftrag des Terrornetzwerks Al-Kaida gehandelt zu haben.

Bereits bei einer Anhörung Mitte September hatte der Angeklagte für Unruhe im Gerichtssaal gesorgt und mit "Jihad"-Rufen den Heiligen Krieg beschworen. Damals hatte er auch den Tod von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden abgestritten, der Anfang Mai von einem US-Spezialkommando in Pakistan erschossen worden war. Bei einem Schuldspruch droht Abdulmutallab lebenslange Haft. (APA)