Beim wievielten Album die Melvins gerade halten, weiß ich nicht. Müsste man bei Wiki nachzählen, aber wen kümmerts? Viel wichtiger ist, wie unlängst in einem Zeitzeugengespräch richtig erkannt wurde, dass endlich der Blödsinn mit dem zweiten Schlagzeuger vorbei ist. Denn einen solchen haben die Melvins nie gebraucht, das war sinnloser Jazz. Zumindest für Menschen, die die Melvins zu ihrer hohen Zeit erlebt haben.
Aber bekanntlich sind die Melvins ja eine Art Religion, eine weltweite Sekte, deren Anhänger das so nicht gelten lassen würden, dass die "hohe Zeit" der Melvins vorbei sei. Und die Melvins veröffentlichten ja auch in den letzten zehn Jahren noch tolle Alben, auch wenn man irgendwann ein bisserl den Überblick verloren hat und manche durchaus verzichtbar waren oder einfach more of the same. Aber lieber more of the same Melvins als, sagen wir, more of Pearl Jam.
Und wenn ich den Melvins-Taliban in mir kurz sprechen lassen darf: Besser als "Lysol" war nichts. Nichts vorher, nichts nachher. "Lysol" aus 1992 war das auf eine halbe Stunde verdichtete Meisterwerk dieses Irrsinns aus 70er-Jahre Hardrock, träger Heaviness und Dröhnung.
Damals trat Drummer Dale Crover noch stilsicher auf: Stringtanga und Handschuhe reichten als Bühnengarderobe, heute trägt er leider auch schon Hose und T-Shirt, die verpearljamisierung quasi, um in der Nachbarschaft zu bleiben.
Nächsten Montag (10.10.) jedenfalls, und das ist der Anlass für dieses kleine Memo, treten die Melvins, die übrigens keine "The Melvins" sind, in der Arena auf. Muss man hin. Kirchgang und all der Quatsch. Und die Hoffnung, dass Dale dann doch den alten Tourtanga auspackt, die lebt ja insgeheim auch noch.
Als Appetizer ein Live-Video von 1992, die ersten beiden Stücke von Lysol. Mit Joe Preston am Bass. Welt.
Und dann noch ein kleiner Nachtrag zu den in diesem Eintrag zu Ehren gekommenen Pearl Jam, hab ich letztens entdeckt, und sagt alles. Lässt sich nicht einbetten (oder ich kanns plötzlich nicht mehr ..???) Ab Minute 4:00 wird hier Klartext zum Thema gesprochen.
Karl Fluch, 5.10.2011, derStandard.at)