Washington - Die Deutschen sind nach der letzten Volkszählung nicht nur die größte historische Einwanderergruppe in den USA, sie waren auch im Kongress stark vertreten. Die Leistungen deutschstämmiger Kongressmitglieder würdigt eine neue Ausstellung in der US-Hauptstadt Washington. So wird unter anderem die Geschichte von Frederick und Peter Muhlenberg erzählt: Die Söhne eines deutschen Einwanderers waren Mitglieder des ersten US-Kongresses von 1789.
Die Beinahe-Kennedys
Frederick Muhlenberg aus dem sehr deutsch geprägten Lancaster County in Pennsylvania war zudem 1789 der erste Sprecher des Repräsentantenhauses. Und insgesamt waren die Muhlenbergs in den ersten Jahrzehnten der USA sehr einflussreich: Vater Henry Muhlenberg (Heinrich Mühlenberg) gründete die Lutherische Kirche der USA, Sohn Peter war einer der Generäle George Washingtons, der jüngere Bruder Frederick wurde einflussreicher Politiker. "Wenn es im 18. Jahrhundert schon Fernsehen und Boulevard-Presse gegeben hätte, wären sie genauso berühmt wie der Kennedy-Clan", sagt der Direktor des German-American Heritage Museum of the USA und Initiator der Ausstellung, Rüdiger Lentz.
Die Ausstellung, die zunächst durch die USA tourt und später auch in Deutschland zu sehen sein soll, widmet sich aber auch aktuellen Abgeordneten und Senatoren mit deutschen Wurzeln. "Die Ausstellung ist ein wundervoller Weg, um die großartige gemeinsame Geschichte unserer beider Länder zu zeigen", sagte der US-Abgeordnete Jim Gerlach bei der Eröffnung der Schau am Dienstag in einem zum Kapitol gehörigen Parlamentsgebäude. Gerlach, dessen deutsche Wurzeln sich bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückverfolgen lassen, vertritt heute wie die Muhlenberg-Brüder im Kongress den Bundesstaat Pennsylvania. Er hatte Anfang des Jahres den Anstoß für die Bildung eines deutsch-amerikanischen Kongressausschusses gegeben.
Die Legende von Deutsch als Amtssprache der USA
Bis heute hält sich die Legende, Deutsch wäre fast die Amtssprache der USA geworden. Nur eine einzige Stimme habe den Ausschlag zum Englischen gegeben - auch noch die des "Deutschen" Muhlenberg. Doch solch eine Abstimmung hat es nie gegeben. Es gab lediglich den Antrag, offizielle Dokumente auch auf Deutsch zu übersetzen, um es den Einwanderern einfacher zu machen. Der Antrag scheiterte. Mit der Amtssprache, die es trotz des dominierenden Englisch offiziell in den USA bis heute nicht gibt, hatte das aber nichts zu tun. Muhlenberg wird im Übrigen nachgesagt, er habe solche Vorstöße nicht gemocht. Er vertrat folgende Einstellung: "Je schneller die Deutschen Amerikaner werden, desto besser". (APA/red)