St. Pölten - Im Erzbischöflichen Palais in Wien ist er eine persona non grata, in der Nachbardiözese St. Pölten offenbar ein begehrter Gast: Helmut Schüller geht quasi auf "Ungehorsam"-Tournee und hält heute, Donnerstag, einen Vortrag in der niederösterreichischen Landeshauptstadt. Brisant dabei ist, dass Schüller nicht auf neutralem Terrain die umstrittenen Thesen der Pfarrerinitiative erläutern wird. Auf Einladung der "Vereinigung christlicher Unternehmer" (VCU) wird der Pfarrer von Probstdorf ausgerechnet im diözesaneigenen Bildungshaus St. Hippolyt zum Thema "Ungehorsam in Kirche und Wirtschaft" referieren.

"Wir haben ihn eingeladen, weil er eben innerhalb der Kirche eine durchaus umstrittene Person ist. Und wir wollen das mit Pro und Contra diskutieren. Es gibt eben bei uns Befürworter und Kritiker der Pfarrerinitiative", erläutert VCU-Vorsitzender Rudolf Svoboda. Ob es nicht Probleme vonseiten der Diözese St. Pölten gegeben hätte? Svoboda: "Nein. Der Herr Bischof mischt sich in unser Programm nicht ein."

Ganz so entspannt sieht man dies hingegen von diözesaner Seite nicht. "Ich habe vergangenen Freitag bezüglich der Veranstaltung ein längeres Gespräch mit Bischof Klaus Küng geführt. Er ist natürlich nicht begeistert, aber wir haben uns darauf geeinigt, uns jetzt nicht einzumischen", erklärt Hippolythaus-Direktor Helmut Haberfellner. Ein Gespräch zwischen dem Bischof und der VCU-Leitung werde es aber kommende Woche dennoch geben. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6.10.2011)