Der US-Fotograf Steve McCurry erklärt auf arte.tv, wie es zu diesem Bild in Afghanistan kam.

Foto: Arte/Steve McCurry

Wien - "Es gab einen Unfall", erzählt der Trink- und Joghurtmilchverkäufer Noor Muhamed. Ein amerikanischer Militärkonvoi hatte mehrere Fahrzeuge zerquetscht. Auf einem Kleinlaster, der Joghurt transportierte, saß eine Frau. "Der Panzer hat sie zermalmt. Ihr Blut mischte sich mit dem Joghurt." Es kam zu Protesten, bei denen die Amerikaner wild in die Menge schossen, erzählt Noor Muhamed. "Mein größter Wunsch ist es, dass meine Kinder zur Schule gehen", sagt er. "Sie sollen nicht wie ich Analphabeten bleiben."

Zum Schwerpunkt Zehn Jahre Afghanistan - Zehn Jahre, zehn Blicke trägt Arte Momentaufnahmen eines Landes zusammen, das unter den Zugriffen der amerikanischen Truppen leidet und dennoch den Alltag probt. Zehn Kapitel umfasst der Schwerpunkt, darin enthalten sind je zehn Kurzfilme. Zu sehen sind diese rund dreiminütigen Videos allerdings nicht im TV, sondern ausschließlich im Web auf arte.tv/de.

Fotojournalisten und Karikaturisten kommentieren Werke. Mit computeranimierten Karten wird die Geschichte des Landes erzählt. Internationale Experten erklären Hintergründe, etwa zum Tod Osama Bin Ladens oder zu Barack Obamas Afghanistan-Politik. Dazu schildern Augenzeugen Erlebnisse im Krieg, beschreiben Exil-Afghanen ihre Eindrücke.

Arte intensiviert seine Online-Aktivitäten

Arte intensiviert damit die Bestrebungen, sich mit zusätzlichem Content auf dem Markt der Bewegtbilder zu positionieren. "Als kleiner Kanal versuchen wir unsere Inhalte im Internet zu verbreiten und Deklinationsformen zu finden, die im Web gang und gäbe sind", erklärt Onlinechef Florian Hager auf STANDARD-Anfrage.

Neben Afghanistan versorgt Arte derzeit unter anderem mit Webdokus zur Revolution in den arabischen Ländern. Mit den Inhalten erreiche der Sender ein jüngeres Publikum eher als mit Fernsehprogramm, erklärt Hager: Das Durchschnittsalter im Web liegt zwischen 25 und 50 Jahren, jenes im TV bei 54.

Mindestens acht Onlineschwerpunkte plant Hager für 2012, freilich noch im Parallellauf mit dem Fernsehen. Hager will überdies mit dem ORF über Projekte verhandeln.

Heute, Mittwoch, startet die nächste Webrallye mit www.barcode.tv/de: Dort und über eine iPhone-App können User hundert Videos zum Thema "Sag mir, mit welchen Gegenständen du dich umgibst, und ich sage dir, wer du bist!" ansehen. Hager verspricht: "Schnitzeljagd im Web." (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 6.10.2011)