Die Griechen - oder sollte man eher sagen: die vielen, vielen Griechen, die vom Staat alimentiert werden? - legen das Land lahm. 30.000 Beamte sollen abgebaut werden, das ist hart, aber die Zahl der beim Staat Beschäftigten macht 1,1 Millionen aus (ein Viertel der Erwerbstätigen).

Griechenland ist ein Zustand, und die wahnsinnige Aufblähung des öffentlichen Sektors ist ein gewaltiger Teil davon. Welche Partei (oder welche Familie) gerade am Ruder war - Pasok mit Familie Papandreou oder Nea Demokratia mit Familie Karamanlis: Die Anhänger wurden beim Staat untergebracht. Da der schwache Privatsektor das natürlich nicht finanzieren konnte und viele Griechen zwar alles vom Staat erwarteten, dem Staat aber nichts (vor allem keine Steuern) geben wollten, wurde die Lücke mit Krediten geschlossen - bis zum nun vor der Tür stehenden Staatsbankrott.

Dagegen gibt es jetzt eine Rosskur, die die allermeisten Griechen trifft - die verwöhnten Klienten der Parteien im Staatsdienst ebenso wie die vielen, die etwa im Tourismus ordentliche Arbeit geleistet haben. Das Furchtbare ist aber, dass diese Rosskur allein Griechenland nicht retten wird; dazu bedarf es einer Änderung einer jahrzehntelang verfestigten Mentalität.

Die streikenden Staatsangestellten, die Griechenland lahmlegen, wollen das offenbar nicht verstehen. Die Frage ist, ob es eine schweigende Mehrheit der Griechen gibt, die die Notwendigkeit zur Umkehr begreifen. (DER STANDARD, Printausgabe, 6.10.2011)