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Frauengesundheitstage fem vital: „Für die Schönheit unters Messer - So schützen Sie sich vor bösen Überraschungen"; Samstag, 8. Oktober, 13.30; Vortragssaal 1

Foto: APA/Ulrich Perrey

Rund 50.000 schönheitsmedizinische Eingriffe werden allein in Österreich jedes Jahr vorgenommen. Meist, aber leider nicht immer zur Zufriedenheit der Kunden. Experten warnen  vor vorschnellen Entscheidungen und unzureichend ausgebildeten Ärzten.

In der Altersgruppe der 30 bis 50jährigen könnte sich in Österreich jede dritte Frau und jeder fünfte Mann eine ästhetische Behandlung vorstellen. „Attraktivität und jugendliches Aussehen gelten als Symbol für Dynamik und Erfolg", sagt Greta Nehrer, Fachärztin für Plastische Chirurgie, und weist auf einen Anstieg der ästhetischen Behandlungen um 10 bis 15 Prozent pro Jahr weltweit hin. Um die Chancen auf ein gutes Ergebnis zu optimieren, empfiehlt es sich, bereits bei der Arztwahl sorgfältig und vorsichtig vorzugehen.

Psychologische Beratung im Vorfeld

Doch es gilt zu bedenken, dass das Resultat nicht immer den Erwartungen entspricht, und Zwischenfälle und Kunstfehler sind keine Seltenheit, warnen Expertinnen auf den Wiener Frauengesundheitstagen fem vital.

„Man soll sich vor einer Schönheitsoperation selbst Zeit geben, und den Wunsch, auch mit Hilfe professioneller psychologischer Unterstützung, gut überdenken", rät die Psychologin Völkl-Kernstock. „Denn schließlich verändert man damit seinen Körper für immer." Die Expertin empfiehlt psychologische Beratungsgespräche im Vorfeld der Operation, um zu klären, ob nicht ein reduzierter Selbstwert oder selbstverletzendes Verhalten im Spiel sind, die sich nicht durch einen schönheitschirurgischen Eingriff erfolgversprechend behandeln lassen.

Helga Willinger von der Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwaltschaft: „Immer wieder treten außerdem Komplikationen auf, wie etwa Infektionen, Blutungen, Narbenbildungen oder starke Schmerzen. Teilweise ergibt sich auch die Notwendigkeit einer oder mehrerer Korrekturoperationen oder eine langwierige Nachbehandlung wird erforderlich."

Mehr kritische Reflexion

Gefragt sind bei Frauen besonders Brustvergrößerung, Lidkorrektur, Fettabsaugung, Brustverkleinerung und Facelift sowie Botox und Faltenkiller. Männer tendieren zu Lidkorrektur, Fettabsaugung, Botox-Behandlungen und Nasenkorrektur. All diese Operationen versprechen ein lukratives Geschäft. Beate Wimmer-Puchinger, Wiener Frauengesundheitsbeauftragte, appelliert an die Vertreter der Medizin, ihr Tun kritisch zu reflektieren: „Seitens der Medizin sollte man sich fragen, ob alles Machbare zulässig sein soll, wie etwa Schönheits-OPs bei unter 18jährigen." Das eigentliche Problem, das viele Frauen in die Arme der Schönheitschirurgie treibt, sei nicht mit dem Messer behebbar. Wimmer-Puchinger: „Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass in vielen Fällen die Unzufriedenheit mit sich und dem Körper andere Ursachen hat und dass das Skalpell nicht in jedem Fall ein therapeutisches Instrument ist."

Schuldfrage oft schwierig zu klären

Entspricht das Resultat nicht den Erwartungen oder kommt es zu Komplikationen, ist die Schuldfrage oft schwierig zu klären. Denn einerseits können in der Medizin Ergebnisse prinzipiell nicht garantiert werden, andererseits gibt es aber auch immer wieder Fälle von ärztlichem Fehlverhalten. Willinger: „Wenn eine Patientin Schadenersatzansprüche geltend machen will, muss ein Behandlungsfehler nachgewiesen werden. Die Patientin trägt im Fall einer Klage bei Gericht ein erhebliches Prozesskostenrisiko und muss unter Umständen mit einer langen Verfahrensdauer bzw. einem ungewissen Ausgang rechnen. Im Rahmen von außergerichtlichen Prüfungen durch PatientInnenanwaltschaften kann in solchen Fällen durch eine außergerichtliche Klärung kostenlose Hilfestellung gegeben werden. Oft ist zwar kein Behandlungsfehler festzustellen, jedoch zeigt sich, dass die Patientin nicht ausreichend über alle möglichen nachteiligen Folgen informiert war." (red)