Wien - Nach zahlreichen negativen Schlagzeilen rund um Arbeitszeitverstöße und Mobbing in Österreich und Deutschland hat sich der Welser Möbelriese XXXLutz in Österreich mit der Gewerkschaft geeinigt. "Alle rund 8.500 Mitarbeiter bekommen verbesserte Dienstverträge, für einen erheblichen Teil der Beschäftigten bedeutet der neue Vertrag sogar eine einschneidende Veränderung", sagte Karl Proyer, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA-djp).

Der Einigung waren mehrere Gespräche zwischen der Lutz-Geschäftsführung und der Gewerkschaft seit Februar 2011 vorangegangen. Davor hatten sich die Mitarbeiterbeschwerden auch in Österreich gehäuft. In Deutschland hat die Möbelkette schon länger Ärger mit der Gewerkschaft.

Aus Gewerkschaftssicht sind die Verträge nun auf einem arbeitsrechtlich "vertretbaren Stand". Ab 1. Jänner 2012 werden alle Mitarbeiter nach der richtigen Gehaltsstufe bezahlt. Das betrifft nicht nur das Kassierpersonal, sondern auch andere Gruppen. Die Veröffentlichung eines Urteils des Obersten Gerichtshofs (OGH) hat vor knapp zwei Monaten eine Debatte um richtige und falsche Einstufung im Handel ins Rollen gebracht. Der OGH gab der Klage einer Kassierin Recht, die von ihrem Arbeitgeber in der falschen Verwendungsgruppe eingestuft wurde und deshalb zu wenig Geld bekam. Im Zuge dessen beanstandete die Gewerkschaft auch, dass Angestellte, die Kunden mehrsprachig beraten, häufig zu niedrig eingestuft werden.

Provisionssystem bleibt

Das Provisionssystem bei Lutz bleibt zwar weiter erhalten, allerdings wird in Zukunft viel strenger kontrolliert, ob das tatsächliche Gehalt auch den kollektivvertraglichen Ansprüchen entspricht, erläuterte Proyer, der die Verhandlungen auf Gewerkschaftsseite federführend betreute. Dazu wird eine Deckungsrechnung eingeführt, die halbjährlich die Übereinstimmung zwischen Provisionsbezug und kollektivvertraglichem Bezug herstellt. Zu einer Verbesserung sei es auch bei den Arbeitszeitaufzeichnungen gekommen. Nicht oder nur teilweise abgegoltene Überstunden und Mehrstunden waren der Gewerkschaft schon länger ein Dorn im Auge.

Puncto Sonntagsöffnung hat sich die Möbelkette im Einvernehmen mit der Gewerkschaft zu einem klaren Nein für Österreich ausgesprochen. In Ländern wie Tschechien, Ungarn oder der Slowakei, wo XXXLutz auch sonntags geöffnet hat, habe sich gezeigt, dass sich der Sonntag nicht rentiert und es nur zu Umsatzverschiebungen komme, meinte Lutz-Sprecher Thomas Saliger zur APA.

Zu keiner Einigung ist es vorerst bei der sogenannten Schwarz-Weiß-Regelung gekommen. Diese sieht laut Kollektivvertrag vor, dass Handelsangestellte jeden zweiten Samstag frei haben müssen. Eine Regelung, mit der viele Betriebe nicht glücklich sind. Auch die Beschäftigten im Möbelhandel sind auf die einkaufsstarken Samstage angewiesen, um eine ordentliche Provision zu kassieren. Die Gewerkschaft will die Samstagsregelung bei den heurigen KV-Verhandlungen im Handel zu einem Schwerpunktthema machen.

Weiter kein Betriebsrat

Wie viel die Umstellung den Möbelriesen kostet, will das im Besitz der Familie Seifert befindliche Unternehmen nicht sagen. "Das ist schon ein ordentlicher Patzen", so Proyer. Saliger spricht von Beträgen, die "uns kein Kopfzerbrechen machen". Die Oberösterreicher sind vor Kika/Leiner und Ikea Marktführer in Österreich. Im vergangenen Jahr erzielte die Gruppe einen Umsatz von 2,8 Mrd. Euro. Quer über alle Marken und Länder hält die XXXLutz-Gruppe bei über 190 Niederlassungen, in Österreich sind es über 100.

Einen Betriebsrat wird es für die 8.500 Beschäftigten weiterhin nicht geben. "Wenn die Mitarbeiter einen wollen, wird es einen geben", betonte Proyer aber auf Nachfrage. Aktuell gehe es um die Umsetzung des ausverhandelten Pakets, die Betriebsratsfrage sei nicht im Zentrum gestanden. (APA)