Das Modell S ist eines von zwei ersten Android-Tablets aus dem Hause Sony

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Zu den eigenen Apps, die Sony aufgespielt hat, gehört eine Infrarotfernbedienung, die unter anderem mit Fernsehern, Stereoanlagen und Blu-ray-Player aller Herstelle funktioniert.

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Über eine Favoriten-Sektion am Homescreen kann man unter anderem auf kürzlich hinzugefügte Fotos, Musiktitel Apps oder Bookmarks zugreifen.

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Abmessungen und Anschlüsse

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Durch das keilförmige Design liegt das Tablet gut in der Hand, wenn man es mit einer Hand wie ein aufgeschlagenes Magazin halten möchste. Dadurch ist es jedoch auch wesentlich dicker als andere Tablets.

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Die Hauptkamera macht mit einer Auflösung von 5 Megapixel Fotos, die für  Schnappschüsse ausreichen, benötigt aber gute Lichtverhältnisse.

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Die Bildqualität der Frontkamera ist erwartungsgemäß niedrig.

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Sony hat der Reihe von Android-Tablets, die bereits den Markt bevölkern, erst spät eigene Geräte angeschlossen. Anfang September hat das Unternehmen zwei Tablets vorgestellt, die bei ersten Testern positive Noten bekamen. Das Modell S ist seit Ende September in Österreich erhältlich und mischt im Weihnachtsgeschäft mit, Anlass für den WebStandard das Tablet einem näheren Augenschein zu unterziehen.

Herausstechendes Design ...

Sony hat sich für sein Tablet S entschlossen, mit dem Design-Diktat des Markt-dominierenden Tablets iPad zu brechen. Anders als Hersteller wie Samsung oder HTC hat der Konzern für das Modell aber kein abweichendes Display-Format gewählt, sondern dem Tablet-Gehäuse ein unverwechselbares Aussehen gegeben. Das keilförmige Design ähnelt dank der runden Kante einem umgeschlagenen Magazin. Die Bemühungen der Design-Abteilung ein Tablet zu entwickeln, das nicht wie der hundertste iPad-Klon aussieht, sind aufgegangen. Aber nicht nur die Optik zählt hier, sondern auch die Ergonomie. So liegt das Tablet gut in der Hand, hält man es beispielsweise einhändig aufrecht wie ein Buch beim Lesen.

... mit Schwächen

Doch die Design-Entscheidung fordert auch ihren Tribut. Mit Abmessungen von 17,4 x 24,1 x 1 cm ist das Gerät deutlicher dicker als die Konkurrenz und nimmt in Handtaschen oder Rucksäcken mehr Raum ein. Abgesehen davon ist der Winkel, in dem das Display durch die Keilform beispielsweise vom Tisch abgehoben wird, für das Lesen doch etwas zu gering, sodass man sich erst recht vorbeugen oder das Tablet weiter "aufbocken" muss. Das Gewicht konnte Sony aufgrund des leichten Plastik-Gehäuses mit 598 Gramm zwar gering halten, doch auch hier springen die Nachteile schnell ins Auge. Der Kunststoff verschmiert - ebenso wie das Display - sehr leicht und erweckt keinen sehr robusten Eindruck. Tatsächlich bestand beim Testgerät ein Spalt zwischen Display und Gehäuse, breit genug um die Display-Einfassung leicht mit dem Daumennagel abheben zu können. Hier besteht die Gefahr, dass Schmutzpartikel oder Feuchtigkeit eindringen und das Gerät beschädigen.

Hardware-Ausstattung

Den Schluss, dass hinter der minderwertigen Fassade, ebenso billige Komponenten stecken, darf man aber nicht ziehen. Denn hier hat Sony wiederum weitgehend zusammengetragen, was bei Tablets derzeit als State-of-the-art gilt. Das Herz des S-Modells bildet ein Nvidia Tegra 2 Dual Core-Prozessor mit 1 GHz, der von 1 GB Arbeitsspeicher unterstützt wird. Der Speicher von 16 oder 32 GB lässt sich durch SD-Karten erweitern, die seitlich am Gerät eingesteckt werden können.

Performance

Diese Ausstattung macht das S zu einem performanten Gerät, auf dem Apps schnell starten, der Wechsel zwischen den Homescreens sehr flüssig erfolgt und auch Spiele ruckelfrei laufen. Umso unverständlicher ist es, dass der Browser des Geräts teilweise mit Probleme zu kämpfen hat. Webseiten werden zwar schnell geladen, doch beim Scrollen und Zoomen auf einer Seite stockt der Browser immer wieder. Bei maximaler Vergrößerung fiel die Anzeige des Seiteninhalts sogar zur Gänze aus. Schuld daran scheint jedoch nicht der Browser der installierten Android-Version Honeycomb 3.2 zu sein. Auf einem Galaxy Tab 10.1, auf dem ebenfalls die aktuelle Honeycomb-Version läuft, konnten die Probleme nicht nachvollzogen werden.

WLAN und/oder 3G

Das Tablet ist als WLAN-only-Version und ab Ende Novermber auch mit 3G-Modul erhältlich. Hier ist ein kleiner Kritikpunkt anzumerken. So unterstützt es zwar WLAN nach den Standards IEEE 802.11b/g/n, allerdings nur bei 2,5 GHz. Wer seinen WLAN-Router auf 5 GHz eingestellt hat, kann mit dem S nicht zugreifen. Zur weiteren Ausstattung gehören Bluetooth 2.1 und ein USB 2.0 micro-Anschluss. Für die Stromzufuhr setzt Sony auf einen proprietären Stecker. Leider fällt auch hier die mangelhafte Verarbeitung des Geräts auf, denn der Strecker sitzt extrem wackelig und wird leicht herauszogen, kommt man beim Kabel unabsichtlich an.

Display

Beim Bildschirm hat sich Sony für eine Diagonale von 9,4 Zoll entschieden. Das Display des Tablet S ist damit ein bisschen kleiner als das des iPad mit 9,7 Zoll. Die Auflösung des TFT-LCDs liegt bei 1280 x 800 Pixeln und ist höher als beim Apple-Tablet oder dem Galaxy Tab 10.1 und gleich hoch wie die des Samsung Galaxy Tab 8,9. Auffällig war beim Testgerät jedoch die Farbtemperatur des Displays. So wurden weiße Flächen immer mit einem leichten Rot-Stich dargestellt, was letztendlich alle Farben verfälscht. Das verwundert, da Sony bei dem Tablet seine TruBlack-Technologie integriert hat, die eigentlich für eine schöne Farbwiedergabe sorgen sollte.

Kameras

Für ein Sony-Produkt schwächelnd sind die Kameras. Dass man von der Frontkamera mit 0,3 Megapixel nicht viel erwarten kann, ist zwar klar, doch im Test lieferte die Kamera schlechtere Ergebnisse als die des iPad 2. Die Hauptkamera bietet eine Auflösung von 5 Megapixel und erstellt bei guten Lichtverhältnissen passable Schnapschüsse. Vor allem bei schlechteren Lichtverhältnissen machen beide Kameras eine schlechte Figur. So produzierte die Frontkamera bei einem Test im dunklen Zimmer aber direkt unter einer Lampe ein Bild auf dem absolut nichts zu sehen war. Selbst die iPad-Kamera kam mit der schwachen Lichtquelle besser zurecht und zeigt ein Bild, das zumindest für Videochats noch brauchbar war. Auch dauert das Umschalten zwischen beiden Kameras lange.

Honeycomb mit einem Schuss Sony

Bei der Software hat sich Sony erfreulicher Weise zurückgehalten. Während Samsung, HTC und Co ihren Android-Tablets einen Stempel mit einen Benutzeroberflächen aufdrücken, hat Sony nur dezente Änderungen an Googles Tablets-Betriebssystem vorgenommen. Ganz die Finger von Modifikationen lassen konnte der Hersteller dennoch nicht und so finden sich am Tablet eine Menge vorinstallierter Apps, darunter die Spiele Crash Bandicoot und Pinball Heroes, die Notiz-App Evernote, Foursquare, Ustream sowie eigene Sony-Entwicklungen wie eine Infrarot-Fernbedienung, ein Social-Feed-Leser, ein Reader und eine Anwendungen zur Dateiübertragung via USB auf einen Rechner. Am Homescreen hat Sony die Sektion "Favoriten" hinzugefügt, über die man Zugriff auf zuletzt geöffnete App, Bookmarks, Fotos, Spiele und andere Inhalte hat. Insgesamt kommt man mit dem Sony-Tablet der User-Experience, wie sie von Google für Android Honeycomb gedacht ist, im Vergleich zu anderen Tablets am nächsten.

Entertainment

Ein Herausstellungsmerkmal des Tablet S ist neben dem Design auch das Unterhaltungsangebot, das Sony auf das Gerät gespielt hat. So kann Fernseher, Blu-ray-Player, Stereoanlage oder Kabelreceiver über das Tablet steuern, das wie eine Universal-Fernbedienung fungiert. Laut Hersteller ist die Infrarot-Fernbedienung mit Geräten aller Hersteller kompatibel. Die Fernsteuerung lässt sich mit wenigen Klicks einrichten und funktionierte im Test mit einem älteren Röhrenfernseher von Daewoo erwartungsgemäß. Auf kompatible Fernseher können Videos, Musik und Fotos zudem über DLNA übertragen werden. Wie das Xperia Play ist das Tablet S zudem PlayStation-zertifiert. Neben Games, die im Android Market allgemein erhältlich sind, können Nutzer auf dem Tablet auch exklusive Playstation-Spiele zocken.

Akkulaufzeit

Sony hat im Tablet S einen 5.000mAh Li-Ion-Akku verbaut, der im Test die angegebene Laufzeit von acht Stunden bei durchschnittlicher Nutzung erreichte. Durchschnittliche Nutzung bedeutet in diesem Fall, durchgehend aktiviertes WLAN, öfteres Surfen, gelegentliches Spielen (nicht länger als zehn Minuten am Stück), Musikhören, Nutzung diverser Apps. Im Standby musste das Tablet mit voller Aufladung etwa nach einer Woche wieder an die Stromversorgung angeschlossen werden.

Fazit

Das Sony Tablet S präsentiert sich vor allem als Surf-Tablet und Ergänzung zur Multimedia-Ausstattung zu Hause und bietet exklusive Unterhaltungsmöglichkeiten dank Playstation-Games. Der minimale Eingriff in Android macht das Gerät für Alle interessant, die mit den angepasste Benutzeroberflächen anderer Hersteller nicht anfangen können. Trotz des geringen Gewichts ist es aufgrund des dickeren Gehäuses und der nur wenig robusten Verarbeitung jedoch nicht gerade für "Outdoor"-Einsätze geschaffen. Rein an der Hardware und Verarbeitung bemessen bleibt Samsungs Galaxy Tab 10.1 das derzeit attraktivste Android-Tablet. Das Sony Tablet S kostet in der günstigsten Variante mit 16 GB Speicher und WLAN 479 Euro, für die 3G-Version mit 16 GB muss man ab November 599 Euro berappen. Der Preis bewegt sich somit auf iPad- und Galaxy Tab-Niveau. (Birgit Riegler, derStandard.at, 6. November 2011)