Linz - Auf der Homepage der erzkonservativen selbsternannten katholischen Nachrichtenagentur "kath.net" schreibt seit kurzer Zeit ein Gastautor, der weit mehr als nur einem konservativen Kirchenkreis zuzurechnen ist: Marcus B. gilt als Anhänger rechtsextremen Gedankengutes verbrämt mit christlich-katholischem Fundamentalismus. Im "Handbuch deutscher Rechtsextremismus" wird er viermal angeführt. So war er Autor der Zeitschrift "Europa vorn" und von "Wir selbst", einer Publikation der Jungen Rechten. 1987 leitete er die Gruppe "Politische Offensive", die eine Vorliebe für die NSDAP-Parteihymne Horst-Wessel-Lied pflegte.

Für "kath.net" schrieb Marcus B., der an der katholischen Universität Eichstätt Theologie studierte, zwei Kommentare: "Karneval der Kulturen - Vom Scheitern des Politischen" und "Die rosa Islamlegende". Dort macht er sich Gedanken darüber, warum es nicht "vernünftig ist, alles Fremde zwanghaft nur von einer rosigen Seite sehen zu wollen."

"Die Artikel sind bereits vom Netz genommen", teilte "kath.net"-Chefredakteur Roland Noé mit. "Wir haben nichts von den Gastbeiträgen gewusst und distanzieren uns vom Inhalt." Er habe am Donnerstag erstmals davon erfahren. Inzwischen habe man auch versucht, den Verfasser zu kontaktieren, um zu klären, "ob die Beiträge auch tatsächlich von ihm sind", erklärt Noé.

Einfluss in Diözese Linz

Der Einfluss von "kath.net" und anderer erzkonservativer Kräfte in der Diözese Linz zeigt sich derzeit in der Innviertler Gemeinde Kopfing. Nach der Abberufung des ultrakonservativen Pfarradministrators Andreas Skoblicki wurde dieser auf Druck besagter Kreise wieder in seiner Pfarre eingesetzt - nicht ohne entsprechende Mithilfe von "kath.net". Der Salzburger Weihbischof Andreas Laun sprach via "kath.net" sogar von "innerkirchlicher Christenverfolgung". (ker, DER STANDARD, Printausgabe, 7.10.2011)