Santiago de Chile - Bei Protesten nach dem Scheitern des Dialogs zwischen Regierung und Studenten über die umstrittene Bildungsreform in Chile sind 168 Menschen festgenommen worden. Nach Regierungsangaben wurden 30 Menschen verletzt, darunter 25 Polizisten. Zu Auseinandersetzungen sei es am Donnerstag in der Hauptstadt Santiago sowie den Städten Valparaíso, Concepción und Valdivia gekommen.

Regierungssprecher Andrés Chadwick bezichtigte "gewalttätige Gruppen", die Studentenbewegung bei den Demonstrationen zu Zusammenstößen mit der Polizei zu verleiten. "Dies geht so nicht weiter", erklärte Chadwick am Freitag in einem Gespräch mit dem Rundfunksender Radio Agricultura. Er unterstrich den Willen der Regierung, im Parlament eine Verschärfung der Gesetzgebung gegen gewalttätige Demonstranten und die Besetzung von Erziehungsanstalten durchzusetzen.

Studentenführerin Camila Vallejo rief zu neuen Protesten am 19. Oktober auf und verurteilte die Gewalt gegen die Demonstranten als unannehmbar und beispiellos. Die Polizei war mit Tränengas und Wasserwerfern gegen die Protestierenden vorgegangen. "Die Behörden haben gezeigt, dass sie nicht dialogfähig sind", erklärte der Führer der Lehrergewerkschaft, Jaime Gajardo.

Der Verband der internationalen Pressekorrespondenten in Chile äußerte seine große Besorgnis wegen "der kontinuierlichen Aggressionen" der Polizei gegen Fotografen bei Kundgebungen.

"Die Polizisten handeln nach einem systematischen und illegalen Verhaltensschema. Sie schlagen auf Journalisten und Fotografen der internationalen Presse ein, nehmen ihnen ihre Kameras weg, löschen die Bilder und lassen die Journalisten dann frei, ohne Berichte über die Vorfälle zu hinterlassen", klagte der Korrespondenten-Verband nachdem am Donnerstag erneut die Berichterstattung über die Studentendemonstration von der Polizei gestört wurde.

Die Studenten fordern seit Monaten die Abschaffung der Studiengebühren in Schulen und Universitäten und verlangen, dass mindestens 60 Prozent der ärmeren Studenten Stipendien zugesichert bekommen. Die Regierung des konservativen Präsidenten Sebastián Piñera ist jedoch nur bereit, bis zu 40 Prozent der einkommensschwächeren Studenten zu unterstützen.

Das Studium in Chile kostet jährlich tausende Dollar. Zur Finanzierung der Universitätsausbildung müssen die meisten Studenten Kredite aufnehmen. Viele von ihnen müssen nach Abschluss des Studiums Schulden von bis zu 50.000 Dollar (37.000 Euro) abzahlen. (APA)