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Mithilfe von Panzern und Artilleriebeschuss wollen die Kämpfer des Übergangsrates Sirte einnehmen.

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Genf/Sirte - Milizen des libyschen Übergangsrates haben am Freitagmorgen eine Großoffensive zur Eroberung der Küstenstadt Sirte gestartet. Die BBC berichtet, dass seit den Morgenstunden sechs Panzer und zahlreiche Artilleriegeschütze die Stadt beschießen, in der tausende Zivilisten festsitzen.

Fawzy Abu Kata, der stellvertretende Verteidigungsminster der Anti-Gaddafi-Kämpfer, geht davon aus, dass zwei Tage schwerer Artilleriebeschuss erforderlich sein werden, um den Widerstand der regimetreuen Truppen zu brechen.

20.000 Zivilisten geflohen

Etwa 20.000 Menschen sind nach Einschätzung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) vor den Kämpfen um Sirte, geflohen. Sie campierten nahe der Stadt oft unter schwierigsten Bedingungen, teilte das IKRK am Donnerstag in Genf mit.

In der 75.000-Einwohner Stadt, dessen Einnahme von großer symbolischer Bedeutung ist, sind Tausende Zivilisten durch die Kämpfe eingeschlossen. Al Jazeera berichtet unter Berufung auf Interviews mit Geflohenen, dass sich viele Zivilisten weigern, die Stadt zu verlassen, weil sie den Umsturz ablehnen und auf der Seite Muammar Gaddafis stehen. 

Kommandant: Kaum noch Zivilisten in Sirte

Übergangsrats-Kommandant Salah al-Jabo sagte dem katarischen Sender, dass sich lediglich noch etwa 400 Zivilisten und 800 Gaddafi-treue Kämpfer in der Stadt aufhielten. Diese Angabe kann nicht überprüft werden.

Die Truppen des Übergangsrates haben laut al-Jabo vor, das Ibn Sina-Spital zu evakuieren, das sich in unmittelbarer Nähe des Ouagadugu-Kongresszentrums befindet, in dem sich Gaddafi-Kämpfer verschanzt haben.

Mehr als 18.000 Menschen, darunter viele Frauen, Kinder und Ältere halten sich östlich von Sirte auf. Etwa 5.000 campieren in der Wüste im Umkreis bis zu 50 Kilometern. Die Helfer sehen jeden Tag Flüchtlingswellen, die die Stadt verlassen, darunter viele kleine Kinder. Es fehlt an Lebensmitteln und Medizin.

Spital überfüllt

Dem IKRK gelang es in einer Feuerpause auch, drei Schwerkranke aus dem Krankenhaus der Stadt in Sicherheit zu bringen. Die meisten Patienten lägen auf den Korridoren und würden nur noch von wenigen Ärzten betreut, erklärte das IKRK. Hunderte von Menschen mit Kindern hielten sich zusätzlich in dem Krankenhaus auf.

Solange Gaddafi-Getreue Sirte kontrollieren, hat die Übergangsregierung Pläne für eine Demokratisierung des Landes auf Eis gelegt. Der untergetauchte Gaddafi warnte unterdessen in einer im syrischen Fernsehen übertragenen Audio-Botschaft Länder der Dritten Welt, die Übergangsregierung anzuerkennen. Dann drohe den Staats- und Regierungschefs sein Schicksal, sagte Gaddafi, der seit der Einnahme der Hauptstadt Tripolis im August auf der Flucht ist. (APA/Reuters)