200 DVDs, 291 Kurz- und Langfilme und tausende Begegnungen, Gespräche, Lektionen in Sachen Film und zur Frage, was das bedeuten kann: einen Raum für "heimisches" Filmschaffen zu kreieren, ohne in biedere Heimeligkeit oder gar in unreflektierten Patriotismus zu verfallen.
Der Reichtum unserer Edition verdankt sich nicht zuletzt einem Spiel unterschiedlichster Temperamente: von Künstlern, Produzenten, Filmschaffenden, an die Georg Hoanzl, Ernst Kieninger und ich teilweise auf höchst verschlungenen Wegen herangetreten sind oder die uns mit Material ausgestattet haben, das es sonst nie und nimmer ins schnelllebige DVD-Geschäft geschafft hätte.
Anekdoten und Zugpferde
Man könnte mittlerweile ein Buch mit den Anekdoten füllen, die sich aus dieser Kommunikation in Augenhöhe ergaben. Sehr gerne erzähle ich immer die Geschichte, wie man mich im Rahmen der Vorarbeiten zur ersten Editionsstaffel mühsamst zu Muttertag überreden musste - dies angesichts der Tatsache, dass ein Star des Films, Roland Düringer, mir als damaligem Filmkritiker nicht gewogen war.
Nun, Muttertag ist bis zum heutigen Tag der meistverkaufte Film der Edition. Und wie so manch anderes Zugpferd hat er dazu beigetragen, dass auch weniger populäre Werke den Weg in die heimischen Wohnzimmer gefunden haben. Eine Found-Footage-Kompilation mit Werken von Martin Arnold oder Peter Tscherkassky in einer steirischen Anwaltskanzlei? Da wurde zumindest mir deutlicher, was intelligente "Vermittlungsarbeit" leisten kann.
Und Roland Düringer? Mit dem habe ich, mittlerweile Filmverleiher, zuletzt in Sachen der Verrückten Welt der Ute Bock ganz großartig zusammengearbeitet, wie übrigens mit einigen anderen Größen des von mir einst gern verfluchten Kabarettkinos auch. Auch wenn es gerne praktiziert wird: Man muss in diesem Lande nicht verhabert sein, um unterschiedliche Haltungen und Handschriften in Nachbarschaft zu bringen.
Ein Weltmeister des freundlichen Nichtverhabertseins ist für mich Georg Hoanzl. Selbst in Momenten, wo wir uns über ausgewählte Filme nicht einig waren, verlief unser Dialog ausschließlich auf der Basis guter Argumente. Gar nicht davon zu reden, dass ich Hoanzls gänzlich undevoten Umgang mit Politik und Förderinstanzen sehr schätze. Unvergessen der Moment, als er im Rahmen einer Pressekonferenz zum Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny sagte: "Danke, dass ich in dieser Stadt mein Geschäft verrichten durfte." Nein, das war nicht boshaft, und vielleicht war's auch nicht ganz freiwillig, aber so ist er, der Hoanzl: "D'Ehre!"
Und jetzt stehen also auch in dieser sechsten Editionsstaffel die großen Erfolge neben den kleineren, aber umso präsentationswürdigeren Juwelen. Ute Bock neben Marvin Krens Zombiefilm Rammbock; Georg Rihas Dokumentationen, die erstmals außerhalb der Universum-Formate zu sehen sind, neben Johannes Holzhausens einst im Kino vernachlässigtem Meisterwerk Auf allen Meeren; preisgekrönte Arbeiten wie Lourdes oder Der Räuber neben einem Erstlingswerk wie Rimini. Das Dorf an der Grenze kann endlich wieder von einem großen Publikum besucht werden, genauso wie Qualtingers Wien. Und, und, und. Große Freude.
Dank vieler Detailarbeit
Wie für jede Arbeit gilt auch für jene an dieser Edition: Wesentlich für ein Gelingen sind nicht zuletzt die Menschen, die dafür Sorge tragen, dass die Sache bis ins kleinste Detail funktioniert. Ohne Georg Horvath als unermüdlichen Redakteur und die Arbeit des gesamten Standard-Teams liefe zum Beispiel in Sachen Covertexte gar nichts. Das Layout von Gottfried Moritz trägt ebenso wesentlich zum eigenständigen Charakter der Edition bei wie die Trailer und DVD-Manuale des Medienhauses Zone.
Last, but not least: Dank sei hier stellvertretend für all die großartigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Hause Hoanzl Marcus Mittermeier, Petra Schabata, Angelika Schäfer, Alexandra Valent und Mimi Zwinz gesagt: Letztere beendet ihre unzähligen Mails in Sachen Koordination regelmäßig "mit sonnigen Grüßen". Möge uns diese Sonne auch in der nächsten Editionsstaffel wärmen! (Claus Philipp, DER STANDARD/SPEZIAL - Printausgabe, 8./9. Oktober 2011)