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Tawakul Karman.

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Leymah Gbowee.

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Ellen Johnson-Sirleaf

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Tawakul Karman

"Vor der Revolution waren die Frauen praktisch unsichtbar", sagt die jemenitische Aktivistin Tawakul Karman. "Jetzt sehen wir sie zu Tausenden bei den Kundgebungen, auf den Plätzen. Nicht nur die liberale, gebildete Elite, nein: auch ganz gewöhnliche Frauen."

Karman gilt als Ikone dieser Bewegung. In einer Stellungnahme widmete sie den Friedensnobelpreis allen Aktivisten des Arabischen Frühlings: Er sei eine Ehre für alle AraberInnen, alle Muslime und alle Frauen.

Die heute 32-jährige Mutter von drei Kindern organisiert schon seit 2007 wöchentliche Demonstrationen gegen die staatliche Unterdrückung von Bürger- und Frauenrechten. Sie verlangt Frauenquoten im öffentlichen Dienst und kritisiert den Informationsminister, weil dieser ihre NGO "Journalistinnen ohne Ketten" verbieten lassen wollte. Karman wirbt auch dafür, den traditionellen Gesichtsschleier abzulegen. Dass sie heute zu den bekanntesten Gesichtern der jemenitischen Revolution zählt, dafür hat des Regime von Präsident Ali Abdallah Saleh selbst gesorgt, als die Polizei die Aktivistin im Jänner kurzzeitig festnahm. Der mediale Aufschrei war weltweit zu hören.

Die Journalistin und Betriebsökonomin kämpft, unterstützt von ihrem Mann, an vorderster Front für einen friedlichen Sturz Salehs. Sie sieht sich selbst in erster Linie als Streiterin für die Jugend, die in diesem korrupten Land keine Zukunftschancen habe. Sie ist auch Mitglied der islamistischen Islah-Partei, was ihr Kritik eingebracht hat.

Als im Frühjahr der tunesische und der ägyptische Präsident kurz nacheinander weggefegt wurden, hatten die jemenitischen Aktivisten die Hoffnung, dass es in Kürze auch Saleh treffen würde. Acht Monate später erhält ihre Demokratiebewegung mit dem Nobelpreis internationale Anerkennung und einen neuen Motivationsschub.

Leymah Gbowee

Eigentlich hatte Leymah Gbowee Medizin studieren wollen. Aber der blutige Bürgerkrieg in ihrem Heimatland Liberia, der 1989 ausbrach und 250.000 Menschen das Leben kosten sollte, änderte ihren Lebensplan: Wo gekämpft werde, müsse auch sie kämpfen, sagte sich die damals 17-Jährige. Und zwar gegen den Krieg. Nicht wenige Beobachter meinen, dass der Frieden 2003 ohne sie nicht hätte geschlossen werden können.

Hintergrund des Kriegs: Der Warlord Charles Taylor startete mit einer Rebellenarmee einen Feldzug gegen Staatschef Samuel Doe; als Taylor 1997 Präsident wurde, gingen die Kämpfe weiter. Frisch von der Schule abgegangen, organisierte Gbowee eine Gruppe von Frauen - Christinnen und Musliminnen -, die tagtäglich in symbolischer weißer Kleidung für den Frieden demonstrierten. Die Initiative entwickelte sich zu einer Massenbewegung.

In ihrem Kampf gegen den Krieg griffen die Frauen auch zu einer ungewöhnlichen Waffe: einem Sexstreik. 2002 erklärten die Aktivistinnen, sich ihren Männern so lange zu verweigern, bis die Gewalt beendet sei. Staatschef Taylor brachten sie in einem Treffen zur Zusage, an Friedensgesprächen in Ghana teilzunehmen. Als die Gespräche zu scheitern drohten, versperrte Gbowee mit einer Handvoll Mitstreiterinnen den Kriegsparteien den Weg aus den Verhandlungsräumen - auch weil sie damit drohten, sich nackt auszuziehen. In Westafrika gilt das als ein Fluch. Der Frieden wurde zwei Wochen später geschlossen.

Die 39-jährige Sozialarbeiterin hat sich auch nach dem Krieg für Versöhnung eingesetzt. Sie arbeitete mit traumatisierten Kindern und engagierte sich in Frauenorganisationen. Heute leitet Gbowee das "Women Peace and Security Network Africa", das sie mitbegründete. Sie lebt mit ihren sechs Kinder in Ghana. (raa)

Ellen Johnson-Sirleaf

Frauen hält Ellen Johnson-Sirleaf für die besseren Politiker. "Eine Frau ist sensibler für das, was die Menschen brauchen", sagte die Präsidentin Liberias einmal, als sie gefragt wurde, was sie anders mache als ihre männlichen Kollegen an der Staatsspitze. Gerne verweist sie bei dem Thema auch auf ihre vier Kinder und sechs Enkelkinder: Mütter kümmerten sich, seien fähig zu teilen. "Ma Ellen" nennen die Liberianer ihre Präsidentin.

Dass die 73-Jährige auch eine andere Seite hat, zeigt ihr zweiter Spitzname, der ihre Lebensgeschichte weit besser widerspiegelt als das Bild der liebenden Mutter der Nation: "Eiserne Lady". Johnson-Sirleaf ist eine Kämpfernatur. So hat sie es geschafft, die erste demokratisch gewählte Präsidentin in Afrika zu werden. Sie habe sich "ein dickes Fell zulegen müssen, um in der von Männern dominierten Politikwelt zu bestehen", meinte sie einst. Am Dienstag stellt sie sich zur Wiederwahl. Ihre Chancen: glänzend.

Seit Jänner 2006 steht Johnson-Sirleaf an der Landesspitze. Entschlossen hat sie Liberia, das nach 14 Jahren Bürgerkrieg wirtschaftlich, politisch und moralisch auf dem Boden lag, wieder aufgebaut. Das räumen auch Kritiker ein.

Geboren wurde sie in Liberias Hauptstadt Monrovia. Nach einem Studium an der US-Elite-Uni Harvard wurde sie 1972 unter Präsident William Tolbert Finanzstaatssekretärin, nach dem Putsch durch Samuel Doe Finanzministerin. Nach Kritik an Doe landete sie im Gefängnis, 1986 ging sie ins Exil in die USA. Dort arbeitete sie für die Weltbank und das UN-Entwicklungsprogramm UNDP. Als 1997 die erste Präsidentenwahl nach Beginn des Bürgerkriegs stattfand, trat sie - erfolglos - gegen Charles Taylor an, dem heute vor dem internationalen Sierra-Leone-Tribunal der Prozess gemacht wird. Dass sie ihn anfangs unterstützte, sieht sie heute als einen ihrer größten Fehler an. (afr, raa, DER STANDARD, Printausgabe 8./9.10.2011)