Wien - Rundum-Service für das Zentrum der kommunalen Macht: Die Fassade des Wiener Rathauses wird in mehreren Etappen generalsaniert. Die Arbeiten werden mindestens zwölf Jahre dauern und 35,7 Millionen Euro kosten, wie der zuständige Stadtrat Michael Ludwig am Freitag in einer Pressekonferenz berichtete. Der imposante Ringstraßenbau wird, wenn alles vorbei ist, ein deutlich helleres Erscheinungsbild bieten.

"130 Jahre habe Spuren hinterlassen", verwies Ludwig auf das fortgeschrittene Alter des Hauses, das aus mehr als 40.000 Quadratmetern unterschiedlichster Natursteintypen errichtet wurde. Witterung, rauchende Industrieschlote und der sogenannte Hausbrand sorgten dafür, dass die ursprünglich fast weiße Fassade inzwischen deutlich dunkler geworden ist. Zwar wurden in den vergangenen Jahrzehnten Reinigungsaktionen durchgeführt, also etwa an der Seite zum Rathausplatz, eine umfassende Sanierung gab es aber noch nie.

Ohne Chemie

Nach umfassenden Voruntersuchungen steht laut Ludwig nun das Konzept fest. Restauriert wird demnach weitgehend ohne Chemie. Außerdem wurde mit dem Bundesdenkmalamt ein Ergänzungskonzept erstellt. Verwitterte und verloren gegangene Teile sollen mit dem Originalmaterial wiederhergestellt werden, also mit den entsprechenden Natursteinen. Auf den in solchen Fällen oft zum Einsatz kommenden Mörtel wird verzichtet.

Der Beginn der Sanierung ist im September 2012 vorgesehen. Geplant sind elf Bauabschnitte, die jeweils rund eineinhalb Jahre dauern. Der Betrieb im Rathaus soll dadurch nach Möglichkeit nicht beeinträchtigt werden. Dass der Anblick leiden wird, ist hingegen nicht vermeidbar: Das Rathaus wird voraussichtlich bis mindestens 2024 immer irgendwo eingerüstet sein - teilweise auch in den Innenhöfen, da nicht nur die Außenfassade bearbeitet wird.

Das historistische Prunkbau (Architekt: Friedrich Schmidt) wurde 1883 vollendet, er steht auf einem fast 20.000 Quadratmeter großen Grundstück. Die Höhe des Hauptturms inklusive Rathausmann beträgt 103,3 Meter. Die Fassade wird von insgesamt 74 Figuren geschmückt, die von 26 verschiedenen Künstlern stammen. Das Wiener Rathaus verfügt weiters über 1.575 Räume und insgesamt 2.035 Fenster. (APA)