Brüssel/Wien - Immer mehr Details werden dazu bekannt, wie das EU-Emissionshandelssystem für den Flugbetrieb innerhalb der EU ab 2012 aussehen wird. Auf Basis des Kerosin-Bedarfs des Jahres 2010 erhalten die Fluglinien in diesem ersten Jahr 85 Prozent ihrer Emissionsrechte gratis. Dieser Satz reduziert sich dann Jahr für Jahr.

In Österreich gehören 19 Luftfahrtbetriebe zu dem Handelssystem; allen voran Austrian Airlines die gut 1,5 Millionen Gratis-Zertifikaten für 2012 erhalten, gefolgt von Niki Luftfahrt. Die anderen lesen sich wie das Who is Who des österreichischen Geldadels. Zertifikate erhalten Ingrid Flick, zwei Luftfahrtbetriebe im Dunstkreis der Waffenschmiede Glock, Magna International oder Porsche.

Trotz der Gratiszuteilungen ist die Empörung in der Branche groß. Einer kostenintensiven Industrie würden hier weitere Belastungen aufgebürdet, heißt es. Die Verteuerung der Tickets werde sich für den Kunden mit zwei bis 12 Euro pro Flug niederschlagen.

Doch werden die Gratiszuteilungen auch kritisiert. Umweltorganisationen meinen, dass sich dies auf ein Geschenk von rund 2,3 Milliarden Euro an die Branche bis 2020 subsummiert; der Druck, Energie einzusparen, sei dadurch nicht stark genug.

Als Lichtblick wertet die Branche, dass Nicht-EU-Fluglinien in das Emissionshandelssystem fallen, wenn sie europäische Flughäfen anfliegen. Erst am Donnerstag hatte es ein diesbezügliches Gutachten einer Generalanwältin des Europäischen Gerichtshofes gegeben, der Standard berichtete. Der Streit ist damit aber nicht ad acta gelegt. So hat China bereits früher angedroht, Airbus-Bestellungen davon abhängig zu machen, ob chinesische Fluglinien EU-Verschmutzungsrechte kaufen müssen.

Mit diesen Luftfahrt-Auflagen will die EU den Ausstoß an Treibhausgasen bis 2020 um fünf Prozent senken, gemessen am Durchschnitt der Jahre 2004 bis 2006. Denn die Treibhausgasemissionen der Luftfahrt sind seit 1990 kräftig gestiegen.

Insgesamt aber ist die EU mit ihren Treibhausgas-Sparzielen auf Schiene, wie am Freitag vorgelegte Statistiken belegen. Demnach konnten die Treibhausgase in der EU insgesamt seit 1990 um 15,5 Prozent reduziert werden. Gleichzeitig habe das Wirtschaftswachstum in dieser Zeit 41 Prozent betragen, so EU-Klimaschutzkommissarin Connie Hedegaard. Die österreichischen Emissionen sind in diesem Zeitraum nicht zurück gegangen. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 8.10.2011)