Jaunde - Kameruns Staatschef Pauly Biya geht als Favorit in die Präsidentenwahlen in dem westafrikanischen Land am Sonntag. Er werde seinen erwarteten Sieg und die weitere Amtszeit dazu nutzen, um mit großen Infrastrukturprojekten am Vermächtnis seiner jahrzehntelangen Herrschaft zu bauen, hieß es von Beobachtern.

Insgesamt 22 Kandidaten treten gegen Biya an. Im Wahlkampf zeigte sich die Opposition allerdings als zerstritten, zudem kam es immer wieder zu Spannungen. So sollen Bewaffnete eine Protestveranstaltung gegen den Präsidenten vergangene Woche gestört haben.

Als prominenteste Herausforderer gelten John Fru Ndi der Sozialdemokratischen Front sowie Adamou Ndam Njoya der Demokratischen Union Kameruns. Die Oppositionspolitiker beklagten im Vorfeld die Beschränkung des Medienzugangs für sie, während die Regierung den gesamten Staatsapparat für ihre Kampagne zur Wiederwahl des Präsidenten verwendet habe.

 

Zudem kritisierten sie, dass der Präsident die Wahlkommission bestelle, den Wahltermin festlege und die Richter ernenne, die über eventuelle Anfechtungen des Ergebnisses entscheiden würden. Dies habe den Enthusiasmus von möglichen Wählern der Opposition deutlich gedämpft.

Die Opposition kritisiert weiters die schwache staatliche Verwaltung, welche Korruption, Nepotismus und überbordende Regulierung erlaube. Zuletzt war es 2008 zu gewalttätigen Protesten gegen Behördenwillkür und hohe Lebensmittelpreise gekommen, bei denen mehr als 100 Menschen starben.

In den 29 Jahren seiner Amtszeit hat Biya das ölreiche Kamerun auf einem Kurs relativer Stabilität inmitten der von Turbulenzen geplagten Region gehalten. Kritiker bemängeln allerdings, dass dies häufig auf Kosten der Demokratie geschah.

Der Wahlgang am Sonntag folgt nur wenige Wochen nachdem es in einem anderen afrikanischen Staat, Sambia, zu einem friedlichen Machtwechsel nach im Großen und Ganzen freien und fairen Wahlen kam. Der 78-jährige Biya gehört für Beobachter jedoch zu einer kleiner werdenden Gruppe von afrikanischen Herrschern, die auch nach Jahrzehnten ihre Macht nicht aufgeben wollen.

"Es ist wahrscheinlich, dass er nach der Wahl an der Macht bleibt, und nach der Hälfte seiner nächsten Amtszeit an einen Nachfolger übergibt - gesetzt den Fall, eine Verschlechterung seiner Gesundheit macht keinen raschen und potenziell schwierigeren Machtwechsel nötig", sagte der britische Analyst Roddy Barclay von der Beratungsfirma Control Risks. (APA/Reuters)