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In Qamishli wurde eine Statue Bashar al-Assads Vater Hafez gestürzt.

Foto: Reuters

Nikosia - Nach der Ermordung des kurdischen Oppositionsführers Mishaal al-Tammo in Syrien hat es bei der Beisetzung des Aktivisten am Samstag erneut Gewalt gegeben. Nach Angaben von Menschenrechtlern feuerten die syrischen Sicherheitskräfte auf die rund 50.000 Teilnehmer eines Trauerzuges und töteten mindestens zwei Menschen. In Stockholm und Kairo berieten syrische Oppositionelle über die Zukunft des Landes.

Die Trauerfeier für Tamo in Kamishli im Norden des Landes sei zu einer Großdemonstration gegen Staatschef Bashar al-Assad geworden, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Zahlreiche Menschen seien beim Beschuss durch die Sicherheitskräfte verletzt worden, darunter auch Tamos Sohn und der Aktivist Sahida Raschkilo. Das lokale syrische Koordinationskomitee warf der Regierung vor, Oppositionelle gezielt "physisch ausschalten" zu wollen.

Tamo war am Freitag in seinem Haus von vier maskierten Männern erschossen worden. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana berichtete, er sei "von Schützen aus einem schwarzen Auto heraus" erschossen worden. Tamo hatte dem syrischen Nationalrat angehört, dem wichtigsten Zusammenschluss der Opposition des Landes. Er war erst kürzlich nach dreieinhalb Jahren Gefängnis aus der Haft entlassen worden.

Westerwelle "bestürzt"

Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle (FDP) äußerte sich am Samstag "bestürzt" über Tamos Ermordung. Tamo sei "ein weiteres Opfer eines brutalen Regimes der Recht- und Gesetzlosigkeit" geworden. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton erklärte, der Tod Tamos folge auf mehrere gezielte Anschläge in den vergangenen Tagen, die ebenfalls "absolut inakzeptabel" seien. Die USA erklärten, Assads Regierung versuche mit gezielten Angriffen auf Oppositionsführer, ihre Taktik zu verschärfen. Frankreich zeigte sich "schockiert" von der "brutalen Gewalt".

In Stockholm kamen am Samstag Vertreter der syrischen Opposition zusammen, darunter Mitglieder des syrischen Nationalrates. Ziel des Treffens sei es, Hilfestellung bei der Organisation der Oppositionsgruppen zu erhalten und sich über das weitere gemeinsame Vorgehen klar zu werden, sagte der Generalsekretär der Organisation Olof Palme International Center, Jens Orback. In Kairo kamen syrische Dissidenten zusammen, um für die Anerkennung des Nationalrates zu werben, berichtete die ägyptische Nachrichtenagentur Mena.

In Wien wurden in der Nacht zum Samstag nach Polizeiangaben elf syrische Regierungsgegner festgenommen, nachdem sie in die syrische Botschaft eingedrungen waren und auf dem Balkon demonstrierten. Vor der syrischen Botschaft in Beirut forderten 50 Aktivisten den Rücktritt Assads. Nach UN-Angaben kamen seit dem Beginn der Proteste gegen Assad Mitte März mindestens 2.900 Menschen in Syrien ums Leben. (APA)