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Kopten vor einem brennenden Armeefahrzeug.

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Koptische Christen protestieren in Kairo gegen die Zerstörung einer Kirche.

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Bericht mit Video des Tagesschau.

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Am frühen Abend eskalierte die Situation.

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Ein gepanzertes Militärfahrzeug fährt in eine Menschenmenge.

Foto: Reuters/Abd

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Die Straßenschlachten hielten bis in die Nacht hinein an.

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Kairo - Bei den schwersten Ausschreitungen seit dem Sturz von Ex-Staatschef Hosni Mubarak im Februar sind im Zentrum von Kairo mindestens 26 Menschen getötet worden. Mehr als 300 weitere wurden verletzt. Rund 2000 koptische Christen hatten zuerst friedlich gegen muslimische Extremisten demonstriert, die vor eineinhalb Wochen in der südlichen Provinz Assuan eine Kirche niedergebrannt hatten. Die Demonstranten gerieten dann vor dem Fernsehgebäude mit Bewohnern der umliegenden Wohnviertel und mit dem Militär aneinander.

Das in Ägypten herrschende Militär hat am Montag eine rasche Untersuchung der Gewalt bei Zusammenstößen zwischen koptischen Christen und Sicherheitskräften angekündigt. Das Kabinett habe die Anweisung erhalten, umgehend eine Untersuchungskommission einzurichten, die herausfinden solle, wie es zum Ausbruch der Gewalt habe kommen können, hieß es in einer im Staatsfernsehen verlesenen Erklärung der Armee. Gegen jene, die in die tödlichen Vorfälle verstrickt gewesen seien, müssten dann entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden.

Islamisten distanzieren sich von Gewalt in Kairo

Radikale Muslime haben eine mögliche Schuld für den Gewaltausbruch im Zentrum Kairos von sich gewiesen. Man verurteile, was geschehen ist, erklärte ein Sprecher der sogenannten Salafisten-Bewegung am Montag. Mindestens 24 Menschen waren nach arabischen Medienberichten am Sonntagabend bei Straßenschlachten zwischen koptischen Christen und Sicherheitskräften ums Leben gekommen. Mehr als 200 sollen verletzt worden sein.

Während der blutigen Ausschreitungen seien 17 Demonstranten und 4 Soldaten getötet worden, berichtete das Fernsehen. Bereits im März hatte es einen Ausbruch religiös motivierter Gewalt gegeben. Damals starben 13 Menschen in Kairo. Auslöser war ebenfalls Brandstiftung in einer Kirche.

Zusammenstöße auf einer Brücke

Hunderte Demonstranten - viele trugen Kreuze und Jesus-Bilder - und Polizisten kämpften auf einer Brücke der ägyptischen Hauptstadt mit Knüppeln gegeneinander. Die koptischen Christen erklärten, sie seien von den Streitkräften angegriffen worden.

Der vom Militär gestützte Ministerpräsident Essam Sharaf erklärte, er habe Kirchenoberhäupter und Sicherheitskräfte kontaktiert, um die Situation unter Kontrolle zu bringen. Sharaf verurteilte die Ausschreitungen. Er beschuldigte im sozialen Netzwerk Facebook "vandalisierende Kräfte", die Chaos im Land säen und religiöse Spannungen schüren wollten.

Die Randale hätten begonnen, nachdem Demonstranten auf die Soldaten vor dem Fernsehgebäude geschossen und mit Steinen geworfen hätten, berichtete das Staatsfernsehen. Darüber hinaus seien mehrere Autos und Busse in Brand gesetzt worden.

Quelle: Youtube

Demonstranten überrollt

Die koptischen Demonstranten seien beschossen worden, als ihr Marsch den Platz vor dem Fernsehgebäude erreicht habe, berichteten Teilnehmer den Reportern der Webseite "almasryalyoum".

Zwei Panzerspähwagen der Armee seien außerdem mitten in die Menge gefahren, berichteten Augenzeugen. Dabei seien mehrere Demonstranten überrollt und getötet worden. Ein Teilnehmer zeigte den Reportern angebliche Schädelteile eines Freundes, der auf diese Weise getötet worden sein soll. Das Staatsfernsehen behauptete wiederum, die tödlichen Schüsse auf die Soldaten seien von protestierenden Kopten abgegeben worden.

Die Spannungen zwischen Christen und Muslimen haben zuletzt stetig zugenommen. Die Christen machen rund zehn Prozent der ägyptischen Bevölkerung aus.

In Ägypten finden am 28. November die ersten Parlamentswahlen nach dem Sturz von Mubarak statt.

EU verurteilt Gewalt gegen Christen

Die EU-Außenminister haben die gewaltsamen Auseinandersetzungen der ägyptischen Polizei mit koptischen Christen scharf kritisiert. "Meinungs- und Glaubensfreiheit sind absolut fundamentale Grundrechte als Teil der Werte, für die wir alle stehen", sagte die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton am Montag vor dem Treffen der EU-Außenminister in Luxemburg. Die EU sei besorgt angesichts der Angriffe auf religiöse Minderheiten. Bundesaußenminister Guido Westerwelle und sein britischer Kollege William Hague forderten die ägyptischen Behörden auf, die freie Religionsausübung zu schützen. "Es gibt nur einen Weg zur Demokratie, der führt über Pluralität und religiöse Toleranz", sagte Westerwelle. (APA/Reuters)