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Apple fischt mit iMessage bald im Kerngeschäft der Mobilfunker mit SMS

Foto: dapd

Die zunehmende Verbreitung von Smartphones beschert den Mobilfunkern zwar wachsende Einnahmen bei mobilen Internetzugängen, doch gleichzeitig bedeuten diese eine Bedrohung für das klassische Mobilfunk-Geschäft. Immer mehr VoIP- und Messenger-Apps bieten eine günstigere oder sogar kostenlose Alternative zu Telefonie und SMS. Ab 12. Oktober kommt ein neuer Player hinzu: mit dem Update auf iOS 5 führt Apple iMessage ein, mit dem Nutzer untereinander kostenlos Nachrichten versenden können.

iMessage

Die direkte Integration in das Betriebssystem könnte iMessage schnell zur ersten Wahl für iOS-User machen. Damit erhalten ab Mittwoch alle Nutzer von iPhone 3GS, 4 und später 4S, iPad und iPad 2 sowie dem iPod touch der dritten und vierten Generation die Möglichkeit kostenlose Nachrichten, Fotos und Videos untereinander zu versenden. Außerdem müssen Nutzer den Dienst nicht erst konfigurieren. Aber auch Google und Microsoft - nicht zuletzt mit der Übernahme von Skype - arbeiten für ihre Plattformen Android und Windows Phone an ähnlichen Diensten.

Cross-Plattform-Apps

Während iMessage ähnliche wie der Blackberry Messenger die Nutzer enger an die Plattform binden soll, funktionieren Drittanbieter-Apps Plattform-übergreifend. Einer der bekanntesten VoIP-Dienste ist Skype, das Telefonate über das Internet nicht nur am PC, sondern mittlerweile auch auf iPhone/iPad, Android- und Symbian-Geräten ermöglicht. Telefonate und Textnachrichten zwischen Skype-Nutzern sind kostenlos. Spannend wird hier vor allem, wie Microsoft Skype in Windows Phone integriert. Alternativen zu Skype bilden Apps wie Viber, das unter iPhone und Android ebenfalls kostenlose Telefonate und Nachrichten bietet, oder der Messenger WhatsApp für Android, iPhone, Symbian und Blackberry.

Kerngeschäft bedroht

Doch egal ob die Dienste nun in das Betriebssystem integriert sind, oder als Stand-alone-Apps aus diversen App Stores und Markets heruntergeladen werden können, sie untergraben das Kerngeschäft der Mobilfunker. Für SMS müssen Kunden extra zahlen, sei es nun auf Basis einzeln verschickter Nachrichten oder mit einer eigenen SMS-Pauschale. Messenger-Dienste nutzen jedoch die Internetverbindung, die Mobilfunker über eigene Tarife abrechnet. Bei Zugang über kostenlose WLAN-Hotspots entgehen den Providern die Einnahmen komplett.

30 Prozent des Endkundenumsatzes

In Österreich wurden 2010 6,4 Milliarden SMS verschickt (der WebStandard berichtete). Dabei machen SMS und MMS mit rund 756 Millionen Euro knapp 30 Prozent der gesamten Endkundenumsätze am Mobilfunkmarkt aus. Mobiles Breitband ist jedoch rasant am Vormarsch und konnte eine Zuwachsrate von 30 Prozent verzeichnen. In einigen Märkten wird aufgrund der wachsenden Popularität von Messaging Apps aber auch der Nachrichtenfunktionen von Social Networks bereits ein Rückgang beim SMS-Aufkommen verzeichnet, berichtet die New York Times. Das sei etwa in den Niederlanden der Fall.

Teufelskreis iPhone?

Speziell mit dem iPhone scheinen die Mobilfunker in einen Teufelskreis geraten zu sein. Einerseits hat es die Verbreitung von mobilen Internetzugängen angekurbelt, beschert den Mobilfunkern Einnahmen aus den teilweise teuren Datentarifen, und erfreut sich am Markt immer noch großer Beliebtheit. Andererseits zahlen die Mobilfunker auf jedes iPhone drauf. Vor kurzem beklagte erst Orange-Chef Michael Krammer, dass das Apple-Handy pro Stück mit 400 US-Dollar gestützt sei. 30 Prozent des Apple-Umsatzes im zweiten Quartal sei somit von den Mobilfunkern gekommen. "Wir sind feste Trottel", kommentierte Krammer. "Die meisten von uns sind börsennotierte Unternehmen, die zweimal jährlich durchschnittlich zehn Prozent Rendite an unsere Aktionäre ausschütten, um diese zufrieden zu halten. Würden wir diese nur zweimal einbehalten, könnte sich beispielsweise die Telekom France Skype leisten, aber nein, das tun wir nicht." Nun bleibt abzuwarten wie sich iMessage auf den SMS- und MMS-Markt auswirkt und wie die Branche auf eventuelle Umsatzrückgänge reagieren wird. (br/derStandard.at, 10. Oktober 2011)