Heidelberg - Ein Zusammenhang zwischen bestimmten Autoimmunerkrankungen und dem Krebsrisiko im Verdauungstrakt ist seit längerem vermutet worden, eine neue Studie stützt diese Annahme. Die Folgerung daraus: Die Betroffenen sollten regelmäßig an Programmen zur Krebsfrüherkennung teilnehmen. 

Medikamente und ihre Folgen

Bei Autoimmunerkrankungen bekämpft das Immunsystem körpereigene Strukturen. Eine mögliche Ursache für das erhöhte Krebsrisiko bei solchen Erkrankungen könnten die verabreichten Medikamente sein, teilte das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) am Montag in Heidelberg mit. Denn viele dieser Krankheiten werden mit Mitteln behandelt, die das Immunsystem drosseln. Es ist den Forschern zu Folge dann nicht mehr in der Lage, Tumorzellen effizient zu bekämpfen - und das Krebsrisiko steigt.

Im Gegensatz dazu könnten entzündungshemmende Medikamente, wie sie zum Beispiel Rheumatiker bekommen, das Krebsrisiko sogar mindern. Solcherart behandelte Menschen haben ein um 30 Prozent geringeres Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, als die Allgemeinbevölkerung, heißt es in der Mitteilung. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Experten im Fachblatt "Annals of Oncology".

Die Studie

Die Forscher um den Epidemiologen Kari Hemminki hatten Daten des schwedischen Krebsregisters, das die gesamte Bevölkerung umfasst, ausgewertet. Grundlage waren Patienten, die nach 1964 wegen einer Autoimmunerkrankung behandelt wurden und bis zum Jahr 2008 an Krebs erkrankten. Insgesamt untersuchten die Experten Wechselwirkungen zwischen 33 Autoimmunerkrankungen und elf Krebsarten in Mundhöhle, Speiseröhre, Leber, Magen-Darm-Trakt und Bauchspeicheldrüse.

Dabei zeigte sich, dass zum Beispiel Menschen mit Perniziöser Anämie, einer Form der Blutarmut, ein im Durchschnitt viermal höheres Magenkrebsrisiko haben. Auch bei Patienten mit der Darmerkrankung Morbus Crohn oder dem systemischen Lupus hatten die Forscher erhöhte Risiken für mehrere Krebsarten des Verdauungstraktes gefunden. (APA/red)