Wien - Hat "Kurier"-Chefredakteur Helmut Brandstätter Kunden Medienkooperationen angeboten? Der Sprecher von Verteidigungsminister Norbert Darabos veröffentlichte Montag ein Angebot, auf dem als erstes Brandstätters Name und Unterschrift steht.

Das Offert von Februar 2011 wirbt für ein Wirtschaftsextra namens "Big Business": "Dieses professionelle redaktionelle Umfeld in 'Innovationen in Österreich' stellt den perfekten Rahmen für die Darstellung der Leistungen und Anstrengungen Ihres Unternehmens im Bereich Forschung und Entwicklung dar." "Weiters haben Vorstände, Geschäftsführer und Eigentümer der österreichischen Top-Unternehmen im Rahmen von redaktionellen Interviews die Möglichkeit, ihre Visionen (...) einer breiten Öffentlichkeit mitzuteilen."

Hirsch versuchte, damit die Aussagen seines Ministers in der Pressestunde zu untermauern. Der hatte "Kurier"-Chefredakteur Brandstätter vor laufener Kamera nachgesagt, "er hat mir gestern, oder meinem Pressesprecher, geschrieben, dass er gerne eine Kampagne machen würde für den Nationalfeiertag, was ja völlig okay ist, und hat gemeint, dann wäre natürlich auch ein Interview des Ministers dabei" .

"... je ein solches Angebot gemacht"

Auch diese Mail veröffentlichte Hirsch am Montag. Es bestätigt grob Darabos' Darstellung - nur stammt es nicht von Brandstätter, sondern aus der Anzeigenabteilung. Damit konnte der "Kurier" Montag per Presseaussendung wiederholen, Darabos habe "bewusst die Unwahrheit gesagt" und neuerlich mit Klage und Gegendarstellung in der Pressestunde drohen. "Hier verdribbelt sich der Herr Chefredakteur", findet Hirsch. Dem STANDARD erklärte Brandstätter, er erwarte "wenigstens eine Entschuldigung".

Einen anderen Satz aus dem Montag-"Kurier" zur Pressestunde wiederholte die Aussendung nicht: "Kurier-Chefredakteur Brandstätter hat weder dem Pressesprecher noch dem Minister je ein solches Angebot gemacht." Da hatte Hirsch das Offert von Februar publiziert. Der "Kurier" dazu:"Eine rein kommerzielle Beilage, die eindeutig gekennzeichnet war und nicht von der Redaktion gestaltet wurde." Das Anbot offerierte "professionelles redaktionelles Umfeld" .

Montag erschien im Print-Kurier ein Interview einer Onlineredakteurin in der Rubrik Gesundheit. Online wurde der Sponsor dieses Schwerpunkts genannt. In der Zeitung nicht. "Kurier"-Geschäftsführer Thomas Kralinger erklärt dazu, der Artikel stamme aus einem so genannten "Online Top Thema mit einem klassischen 'channelsponsoring', wie es online durchaus üblich ist. Mit den redaktionellen Artikeln hat das Sponsoring nichts zu tun. Der Inhalt wird von Christian Skalnik betreut." (fid/DER STANDARD, Printausgabe 11.10.2011/Online ergänzt)