Bild nicht mehr verfügbar.

NBA-Superstar Tony Parker von den San Antonio Spurs nützte den Lockout zu einem Wechsel zum französischen Klub Asvel Lyon-Villeurbanne. Dort war und ist ihm große Beachtung gewiss.

Foto: dapd

New York - Erfolgreiche Verhandlungen zeichnen sich dadurch aus, dass sich Streitparteien aufeinander zubewegen. Insofern muss für die neue Spielzeit der US-amerikanischen Basketball-Profiliga NBA das Schlimmste befürchtet werden. "Es gab keinerlei Annäherung. Zurzeit trennt uns ein ganzer Golfstrom", sagte NBA-Commissioner David Stern zum Wickel zwischen der Liga und der Spielervereinigung NBPA.

Am Montagabend war im Streit um die Verteilung der Liga-Gelder eine weitere Gesprächsrunde in New York ergebnislos verlaufen. Stern sagte daraufhin wie zuvor schon angedroht den geplanten Saisonauftakt am 1. November sowie 100 Spiele in den ersten beiden Wochen ab. Und die Liga lässt weiterhin die Muskeln spielen. Stern: "Mit jedem Tag, der vergeht, müssen wir weitere Einschränkungen der verbleibenden Saison ins Auge fassen."

Damit setzt die NBA einen weiteren Schritt, nachdem sie die Profis schon am 1. Juli vom Betrieb ausgesperrt hatte. Hauptstreitpunkt ist der Vertrag um die Neuaufteilung der jährlichen Liga-Gesamteinnahmen von 4,3 Milliarden Euro. Die Liga will nicht mehr hinnehmen, dass sich die Profis wie bisher 57 Prozent vom gewaltigen Kuchen sichern.

Die Forderung der NBA auf eine Reduzierung der Spieleranteile an den Klubeinnahmen auf 50 Prozent hat einen Hintergrund: Seit Inkrafttreten der letzten Tarifvereinbarung 2005 bis zu ihrem Auslaufen per Ende der Saison 2010/11 haben die Klubs mehr als eine Milliarde Dollar Verlust gemacht. Stern peilt zudem mit seinem Vorstoß, eine feste Gehaltsobergrenze von 45 Millionen Euro pro Mannschaft einzuführen, eine Reduzierung der Spielergehälter um 800 Millionen Dollar (560 Mio. Euro) an.

Die Spielervereinigung kostete das 50:50-Angebot ein müdes Lächeln. Sie machten zuletzt deutlich, dass ihre Grenze nicht unter 53 Prozent liegt. Von der NBA fühlt sich die Gewerkschaft nicht unter Druck gesetzt, weiteren Spielabsagen und ausbleibenden Gehaltsschecks blickt NBPA-Geschäftsführer Billy Hunter gelassen entgegen. "Die Besitzer denken, dass alles vorbei ist, wenn die Spieler ein oder zwei Monate kein Geld bekommen. Da irren sie sich, das wird nicht passieren."

Der Schaden, die Gefahr

Schon jetzt haben die Streitigkeiten in der besten Basketball-Liga der Welt enormen finanziellen Schaden verursacht. Alleine die Absagen der Testspiele vor Saisonbeginn sollen der Liga Verluste in Höhe von 200 Millionen Dollar beschert haben. Die 100 bisher abgesagten Spiele kosten die Klubbesitzer nach ersten Schätzungen an nicht verkauften Tickets rund 80 Millionen Dollar, exklusive Merchandising, Gastronomie, Parkgebühren.

NBA-Commissioner Stern will jedenfalls im Zwei-Wochen-Abstand über weitere Spielabsagen verfügen. Er sieht die ganze Saison in Gefahr, auch wenn Billy Hunter, sein Kontrahent am Verhandlungstisch, nicht daran glauben will. "In dieser wirtschaftlichen Situation ist es fraglich, ob sich einige Besitzer von einer solchen Absage finanziell erholen würden. " Beim ersten Lockout in der NBA-Geschichte 1998/99 fielen 464 Spiele aus. Die Saison begann am 6. Februar, jedes Team bestritt nur 50 Partien.

In Europa sieht man die Streitigkeiten in Übersee als Glücksfall. So wechselte Tony Parker von den San Antonio Spurs in seine Heimat zum französischen Klub Asvel Villeurbanne-Lyon - bis zu einer möglichen NBA-Einigung. Die spanischen Europameister Pau und Marc Gasol halten sich beim FC Barcelona fit. Und die deutschen Bundesligaklubs reißen sich um Superstar Dirk Nowitzki von Champion Dallas Mavericks. Der genießt die ungeplante Pause vorerst noch auf seiner Couch. "Das einzig Gute am Lockout ist, dass NBA-TV den ganzen Tag Klassiker zeigt. Allstar-Spiele von den späten 80ern und frühen 90ern", schrieb er auf seiner Facebook-Seite. (krud, sid - DER STANDARD, Print-Ausgabe 12.10. 2011)