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Mikhail Rozhkov kommt dahergeflogen, Österreichs Kapitän Marc Janko geht sicherheitshalber in Deckung.

Foto: APA/Jäger

Bereits die erste Halbzeit ist ein Irrtum gewesen. Dabei hat Willi Ruttensteiner jene Mannschaft nominiert, die am vergangenen Freitag Aserbaidschan mit 4:1 geschlagen hatte. Nach einer ansprechenden Leistung, wobei es übertrieben wäre, sie als die Helden von Baku zu bezeichnen. Aber man ist genügsam geworden und der österreichische Fußball feiert auch Festchen. Da spielt es keine Rolle, dass Aserbaidschan an der 97. Stelle liegt und ab der 27. Minute nach einem Ausschluss mit einem Kicker weniger auszukommen hatte.

In Astana fehlte lediglich der gesperrte Julian Baumgartlinger, er wurde durch Stefan Kulovits ersetzt. Paul Scharner erklärte das verletzte Knie rechtzeitig für fit. Vom System her gab es keine Änderungen, der Unterschied zwischen Kasachstan und Aserbaidschan ist nämlich minimal, die Kasachen sind die Nummer 132. Auch Marko Arnautovic durfte wieder mitmachen, mit ihm legt es sich nicht einmal Ruttensteiner an. Er soll aber im Training 110 Prozent gegeben haben, was immer das auch heißen mag.

Es war ein Hallenfußballspiel auf Kunstrasen, das Dach über der Astana Arena blieb geschlossen, obwohl es im Freien überhaupt nicht kalt gewesen ist. Das Haus liegt am Rande der Hauptstadt in der Steppe, als Orientierungshilfe sei erwähnt, dass das Wiener Happel-Stadion ungefähr 8000 Kilometer weit entfernt ist.

Es kann nicht geplant gewesen sein, dass der rechte Verteidiger Ekrem Dag die ersten zwei Schüsse abgibt, aber es war so. Insgesamt 20 Meter drüber. Das Kombinationsspiel kam nicht in die Gänge, Konzentrationsschwächen, Fehlpässe, Ideenlosigkeit prägten das Bild. David Alaba war von jeglicher Schuld freizusprechen, er bemühte sich redlich. Und die leidenschaftlichen Kasachen bauten eine Mauer auf, die musste gar nicht sehr hoch sein. Andreas Ivanschitz und Marc Janko, die Superstars von Baku, machten übrigens auch mit.

Schamloser Gridin 

Nach der Pause wurde die Partie in ihrer Gesamtheit aufregender. Das lag leider auch an den Kasachen. Die trauten sich mehr zu, konterten, der bullige Stürmer Sergej Gridin vom kasachischen Meister Tobol Kostanai wurde dreimal richtig gefährlich. Arnautovic einmal, sein Schuss ging knapp daneben (57.). Der diesmal mäßige Ivanschitz wurde durch Zlatko Junuzovic ersetzt (68.). Und der schamlose Gridin köpfelte wuchtig an die Latte (75.), sie wackelt vermutlich noch morgen.

Das 0:0 ist schlussendlich ein Glück gewesen. Das ÖFB-Team ist binnen vier Tagen wieder geschrumpft oder auf den Boden der Tatsachen gefallen, die Wahrheit liegt wohl irgendwo zwischen Baku und Astana. "Kasachstan hat den Punkt verdient, bei uns hat das Kombinationsspiel nicht geklappt, es ist schwer zu erklären, dass einige Spieler nicht den besten Tag erwischt haben", musste Interimscoach Ruttensteiner nach seinem letzten Spiel sagen.

Und wie geht es weiter? Ruttensteiner ist wieder normaler Sportdirektor, sein Nachfolger Marcel Koller kommt am 18. Oktober nach Wien, um Personalien (wer wird sein Assistent?) zu klären. Bis dahin werden Menschen wie Herbert Prohaska, Frenkie Schinkels oder auch Peter Pacult ungestraft Weisheiten von sich geben. Dem Schweizer Koller ist trotzdem kein Gehörsturz zu wünschen. Am 2. November wird er den Kader für sein Debüt nominieren, es findet am 15. November im EM-Stadion von Lwiw (Lemberg) gegen die Ukraine statt. (DER STANDARD Printausgabe, 12. Oktober 2011)

Fußball-EM-Qualifikation (Gruppe A):
Kasachstan - Österreich  0:0. Astana Arena, 12.000, SR Kaasik (EST)

Kasachstan: Sidelnikow - Gurman (78. W. Jewstignejew), Muchtarow, Roschkow, Kirow - Nurgalijew (46. Muschikow), Chairuline, Nurdauletow, Schmidtgal - Ostapenko, Gridine

Österreich: Grünwald - Dag, Prödl, Dragovic, Fuchs - Alaba, Scharner, Kulovits (75. Kavlak), Ivanschitz (68. Junuzovic) - Arnautovic (85. Maierhofer), Janko

Gelbe Karten: Gurman, Ostapenko, Schmidtgal