Die Worte Wladimir Putins waren Balsam für Chinas Seele. Er attackierte die Währungspolitik der USA, die wie "Parasiten" von ihrem Dollar-Monopol leben. Das kam Pekings Regierung gerade recht, die sich am Mittwoch wütend gegen einen US-Gesetzentwurf zur Wehr setzte. Der stellte sie als Schmarotzerin hin, die für Handelsvorteile künstlich die eigene Währung verbillige.

Putins Rückendeckung bot Gelegenheit zum Schulterschluss. In Fanfarentönen hatte die Volkszeitung Putin begrüßt: "Die chinesisch-russischen Beziehungen sind in der besten Phase ihrer Geschichte."

Doch neben technischen Vereinbarungen, Handel und Investitionen bis 2015 von 70 auf 100 Milliarden Dollar erhöhen zu wollen, gelang erneut nicht der erwartete Durchbruch im wichtigsten Geschäft: Seit fünf Jahren verhandelt man über gigantische Erdgas-Lieferungen nach China: ein auf 30 Lieferjahre geplanter Deal im Wert einer Billion US-Dollar.

Zwar schwärmte auch Putin von der "noch nie dagewesenen Tiefe unserer Kooperation." Doch er nahm davon "gelegentlich auftretende Probleme" und das Gasgeschäft aus.

Im Prinzip sind sich Moskau und Peking einig, China ab Ende 2015 über zwei Pipelines 30 Jahre lang mit jährlich 68 Mrd. Kubikmeter Erdgas zu beliefern. China aber will weniger zahlen.

Putin kam Peking aber in einer anderen Streitfrage entgegen: China hatte Russland 2009 für den Bau von Pipelines Kredite von 25 Mrd. US-Dollar bewilligt. Russland will 20 Jahre lang 300 Mio. Tonnen Öl liefern. Als das Öl jetzt sprudelte, gab es Ärger: Chinas Konzern CNPC reduzierte seine Zahlungen, die aktuellen Rückstände betragen 40,5 Mrd. Dollar. Die russischen Unternehmen wollten klagen, doch der drohende Gesichtsverlust ließ beide Seiten beim Putin-Besuch einen Kompromiss finden.

Solcher Streit spiegelt laut einer Studie des Stockholmer Friedensforschungsinstitut (Sipri) ein brüchiges Verhältnis wider. Autorin Linda Jakobson: "Die wirkliche Kooperation zwischen China und Russland verläuft nicht so reibungsfrei, wie es die Führer beider Seiten in ihren Reden äußern." Beide arbeiteten nur zusammen, wenn sich ihre Interessen decken, etwa in der UN gegenüber Drittstaaten. In Fragen der Energieversorgung oder Waffentechnik sehen sie sich aber eindeutig als Konkurrenten. Wirtschaft Seite 29