PEGGY SUE Acrobats (Wichita)

Rosa Slade und Katy Young haben den Blues. Produziert von John Parish nähert sich das Duo aus dem britischen Brighton mit einem Schlagzeuger sowohl von den Kompositionen als auch vom Sound her dem Debütalbum Dry der britischen Übermutter PJ Harvey an. Das ergibt hübsch dringliche und manchmal auch atmosphärisch bedrohliche Songs, deren Reiz sich nicht nur einer zünftigen Slidegitarre verdankt, sondern auch dem zweistimmigen Gesang. Nichts Neues unter der Sonne, aber die scheint hier ohnehin selten.

ICEAGE New Brigade (Escho)

Das junge schwedische Quartett dekliniert in nicht einmal einer halben Stunde den britischen Postpunk um das Jahr 1980 durch. Beeinflusst von Joy Division und deren Debüt Unknown Pleasures oder den frühen Arbeiten von Wire reichert man das Ganze mit tüchtig Lärm und Hall an. Das verdeckt nicht nur manchen dem Überschwang verdankten Patzer bei den Akkordwechseln. Es sorgt auch dafür, dass dieses Kopistentum so etwas Ähnliches wie eine zeitweilig aufpoppende Eigenständigkeit bekommt. Spätestens zur Halbzeit aber fühlt man sich gründlich informiert.

AMEBIX Sonic Mass (Easyaction/Amebix Records)

1978 in Bristol gegründet, zählte die Band zum Umfeld der britischen Anarcho- und Hausbesetzer-Punks Crass und ihrer Do-it-yourself-Ästhetik. Nach längerer Auszeit sind Amebix nun wieder aktiv. Der Ansatz, Heavy Metal mit Punk zu kombinieren und stampfend und prügelnd das Ende der Zeiten zu verkünden, hat sich vom Spielkönnen her entscheidend weiterentwickelt. Heute klingt der alte Ansatz, Black Sabbath mit martialischen Kriegstrommeln und Röchelgesang zu koppeln, ungemein überzeugender als früher. Wer Referenzpunkte braucht: Killing Joke, Motörhead mit Hirn aus der Orgasmatron-Phase und dazu bedrohliche Keyboardflächen. Die Erde muss noch ein wenig weiter untergehen.   (schach / DER STANDARD, Printausgabe, 14.10.2011)