ATV-Chef Franz Prenner

Foto: ORF/Thomas Ramstorfer
Wenn Österreichs Werber so viele Arbeiten wie nie beim renommiertesten Festival der Welt einreichen, ist das nicht zuletzt sein Verdienst. Wie auch, dass sie nun von der Löwenjagd in Cannes tatsächlich Edelmetalltrophäen mitbringen. Als ORF-Werbechef motivierte Franz Prenner die Branche wie kein anderer, sich an der Côte d'Azur internationaler Konkurrenz zu stellen.

Heuer wird er in Cannes fehlen. Seine Motivationskraft und ziemlich unerschütterlich wirkende positive Ausstrahlung werden hier gebraucht: Prenner ist seit wenigen Monaten Geschäftsführer des Privatsenders ATV. Und der startet diesen Sonntag neu als ATVplus. Als Schlusslicht Europas bekommt Österreich landesweites Privatfernsehen.

Motivieren muss Prenner zuallererst die Werbekundschaft. Von ihr soll der Sender schließlich künftig leben und innert drei Jahren zumindest soviel einnehmen, wie er im laufenden Geschäft ausgibt. Bisher war der Kabelsender ATV bei den Kunden nicht gut angeschrieben, räumt der neue Chef ein. Er aber ist mit ihnen allen noch vertraut aus der Zeit, als er mit der ORF-Tochter Enterprise aus eher bürokratischer Werbezeitenzuteilung eine serviceorientierte Vermarktung machte.

Viel Vertrauensvorschuss räumen sie "dem Franzi Prenner" daher nun ein. Der garantiert ihnen dafür zusätzliche Gratisspots, sollte die Leistung des Senders wider erwarten doch nicht ganz hinkommen. Bis Herbst reicht der Vorschuss, dann müssen die Zuseherzahlen den Werbern Perspektive zeigen.

Prenner wird sich ins Zeug legen: "Furchbar ehrgeizig" nennt er sich selbst, der er "furchtbar gerne was aufbaut". Erst brachte er Publicis Wien unter die zehn größten österreichischen Werbeagenturen. Dann baute er die ORF-Enterprise auf. Wechselte als Geschäftsführer des Werbefestivals von Cannes nach London.

Knapp bevor die neue ORF-Generalin antrat, der er nun als - keineswegs erbitterter - Konkurrent gegenübersteht. In London bremst der Eigentümer des Festivals entgegen Zusicherungen seinen Umgestaltungswillen. Prenner geht nach eineinhalb Jahren.

Fast hätte es ihn nach Deutschland verschlagen. Doch seinem Sohn Vincent wollte er weiteren Schulwechsel ersparen, ihm "Heimatgefühl" in Österreich ermöglichen. Auf Heimatgefühl hofft Prenner auch bei den Sehern. Statt bisher bei RTL 2 oder Pro Sieben sollen sich die Jungen künftig bei ATVplus Zuhause fühlen. Obgleich sein größtes Hobby jenseits der Grenzen liegt: Südfrankreich.

Hund hat Familie Prenner übrigens keinen mehr. Dafür hat ATVplus einen, wenn auch noch ohne Namen. Einen der Vorschläge der User von derStandard.at/Etat für die Hundstaufe gibt der 48-Jährige - laut lachend - wenig Chancen: ",Prenni‘ muss er wirklich nicht heißen, finde ich."