Die Verhandlungen des US-Investors Haim Saban mit verschiedenen Kreditinstituten über die Übernahme der Kerngeschäfte der insolventen KirchMedia sind offenbar festgefahren. Saban werde eine eigentlich am Freitag fällige Summe von 525 Mio. Euro nicht überweisen, solange die Banken keine Zugeständnisse bei der Finanzierung der Filmrechtebibliothek und der Senderfamilie ProSiebenSat.1 machten, hieße es aus verhandlungsnahen Kreisen.

Die KirchMedia-Gläubigerbanken hatten von Saban die Überweisung des Betrags als Zeichen dafür gefordert, dass er die Finanzierung der Übernahme tatsächlich auf die Beine stellen kann. Wenn Saban das Geld am Freitag nicht überweist, kann der Insolvenzverwalter von KirchMedia, Michael Jaffe, innerhalb der nächsten zehn Tage von dem im März geschlossenen Vertrag mit Saban zurücktreten.

Verhandlungen

Saban will Deutschlands größten TV-Konzern und die KirchMedia-Filmbibliothek für 1,7 Mrd. Euro übernehmen, muss für eine Kapitalerhöhung bei ProSiebenSat.1 und ein Übernahmeangebot an die übrigen Aktionäre aber möglicherweise noch mehrere hundert Mio. Euro zusätzlich auf den Tisch legen. Zur Finanzierung verhandelt Saban derzeit mit mindestens zwei US-Investmenthäusern und dem französischen Sender TF1. In der Vergangenheit hatte der Medienunternehmer betont, das Geschäft auch selbst zu finanzieren zu können, was von manchen Bankern aber bezweifelt wird.

Frist von zehn Tagen

Nach Angaben aus unternehmensnahen Kreisen will Jaffe Saban die vollen zehn Tage Zeit geben, die fälligen 525 Mio. Euro für einen 36-prozentigen Anteil an ProSiebenSat.1 zu überweisen und ein endgültiges Finanzierungskonzept vorzulegen. "Anfang übernächster Woche ist der allerallerletzte Termin", hatte es geheißen. Ansonsten werde ein Alternativplan verfolgt, demzufolge KirchMedia die Geschäfte zunächst weiter führen und zusammen mit den Gläubigerbanken finanzieren werde.

"Solange Saban keine Zusagen von den Banken hat, überweist er auch kein Geld", hieß es am Freitag in verhandlungsnahen Kreisen. Der US-Milliardär sehe vor allem zwei Probleme: Zum einen hakten die Verhandlungen mit den Kirch-Gläubigerbanken - BayernLB, Commerzbank, HVB und DZ-Bank - an der Frage der Finanzierung eines neuen Kredits über 150 Mio. Euro für die Filmbibliothek. Zum zweiten streite Saban mit einem Bankenkonsortium unter Führung der Deutschen Bank über eine 425-Mio.-Euro-Kreditlinie für ProSiebenSat.1. Die Banken wollten diese kürzen und ihr Risiko vermindern, Saban wolle den vollen Spielraum erhalten. "Diese Knoten müssen durchschlagen werden", hieß es in den Kreisen.

Hauptversammlung am 16. Juni

Viel Zeit bleibt Saban nicht. Ein weiterer Aufschub wird ihm sicher nicht gewährt. "Auf der Hauptversammlung von ProSieben am 16. Juni muss der Alternativplan schon präsentiert werden. Die Gremienbeschlüsse der Banken müssen dafür Anfang nächster Woche erfolgen", erläuterte ein Banker den Zeitdruck. Eine Einigung mit Saban, der in einem monatelangen Bieterverfahren den Hamburger Bauer-Verlag ausgestochen hatte, sei trotz der momentanen Sackgasse möglich. "Eine Lösung ist nicht ganz ausgeschlossen. Aber zurzeit ist das Finanzkonzept nicht erkennbar", hieß es.

Neue Aufsichtsrat

Auf der ProSiebenSat.1-Hauptversammlung sollte eigentlich ein neuer, mit Saban-Vertretern besetzter Aufsichtsrat gewählt und eine Kapitalerhöhung für die unter der Werbekrise leidenen Senderfamilie beschlossen werden. Eine alternative Liste mit AR-Vertretern aus dem Umkreis von KirchMedia und den Banken liegt bereits vor. Im Falle des Scheiterns der Verhandlungen mit Saban würden KirchMedia und die Banken die fällige Kapitalerhöhung von 200 bis 300 Mio. Euro selbst finanzieren - ganz grob je zur Hälfte, hieß es in Bankenkreisen. Die Filmrechtebibliothek werde umgeschuldet und weiterbetrieben. Neue Kredite seien nicht nötig, weil keine neuen Rechte eingekauft würden. So könne das Geschäft überdauern, bis sich in ein oder zwei Jahren bei dann hoffentlich besserer Marktlage, ein neuer Investor finde. (APA/Reuters)