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Krakau - US-Präsident George W. Bush hat am Samstag während seines Besuchs in Polen alte und neue NATO-Partner zum gemeinsamen Kampf gegen den Terrorismus aufgerufen. Jetzt sei nicht die Zeit, eine Spaltung dieser großartigen Allianz zu betreiben, sagte Bush in seiner Grundsatzrede in Krakau. Vielmehr müssten alle Staaten gemeinsam die Freiheit verteidigen. Zuvor hatte der US-Präsident die ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz und Birkenau besucht, wo er an die "Macht des Bösen" erinnerte und ebenfalls den Bogen zum Anti-Terror-Kampf spannte.

"Heute steht unsere Allianz einem neuen Feind gegenüber: einer tödlichen Kombination aus Terrorgruppen, geächteten Staaten auf der Suche nach Massenvernichtungswaffen und einer Ideologie der Macht und der Vorherrschaft, die Unschuldige zum Ziel hat und jedes Verbrechen rechtfertigt", sagte Bush. Er kündigte eine neue Sicherheitsinitiative an, wonach die USA, Polen und andere Länder gemeinsam Flugzeuge und Schiffe auf "verdächtige Fracht" untersuchen sollten. Mit Hilfe der Initiative sollten illegale Waffen aus dem Verkehr gezogen werden, sagte Bush. "Mit der Zeit werden wir diese Partnerschaft so weit wie möglich ausweiten, um die zerstörerischsten Waffen der Welt von unseren Grenzen und den Händen unserer gemeinsamen Feinde fern zu halten."

Flammender Appell

In einem flammenden Appell zur transatlantischen Einigkeit rief im ehemaligen Königsschloss auf dem Wawel-Hügel in Krakau Amerikaner und Europäer auf, die Streitigkeiten hinter sich zu lassen und sich auf gemeinsame Werte zu besinnen. "Die USA sind einer starken transatlantischen Allianz verpflichtet", versicherte er. "Dies ist der Zeitpunkt für uns alle, Einigkeit zu zeigen, um die Freiheit zu verteidigen und uns den gemeinsamen Verpflichtungen der freien Nationen zu stellen. Dies ist nicht der Zeitpunkt, um in dieser großartigen Allianz Differenzen heraufzubeschwören." Die USA bräuchten "die Hilfe, den Rat und die Weisheit" der europäischen Verbündeten.

Europa müsse mehr in moderne Militärtechnologie investieren, mahnte der US-Präsident. Die NATO müsse bereit sein, sich den Herausforderungen der Zeit zu stellen. Nur ein starkes nordatlantisches Bündnis könne die Sicherheit garantieren. Militärgewalt bleibe das letzte Mittel, um Gefahren zu bekämpfen. Aber auf bestimmte Bedrohungen könne nur mit Militärgewalt reagiert werden. "Angriffe und böse Absichten dürfen nicht ignoriert oder beschwichtigt werden, man muss sich ihnen früh und entscheidend entgegenstellen."

"Guter Bürger Europas und Freund Amerikas"

Der US-Präsident nahm Polen gegen Kritik an dessen pro-amerikanischer Haltung während des Irak-Kriegs in Schutz. "Sie sind nicht so weit gekommen, haben Besatzungen und Tyrannei und tapfere Aufstände überstanden, damit man ihnen jetzt sagt, dass Sie zwischen Europa und Amerika wählen müssen", sagte Bush unter dem Applaus seiner Zuhörer. "Polen ist ein guter Bürger Europas und Polen ist ein enger Freund Amerikas. Und es gibt keinen Konflikt zwischen beiden." Der polnische Präsident Aleksander Kwasniewski sagte, die Streitigkeiten der Vergangenheit seien vorüber. Er wünschte Bush Glück für seine kommende Nahost-Mission.

Der US-Präsident hatte zuvor mit seiner Frau Laura das ehemalige deutsche Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau besucht. "Dies ist eine ernüchternde Erinnerung an die Macht des Bösen und die Notwendigkeit, dem Bösen zu widerstehen", sagte Bush in Birkenau. "Wo immer in der Welt sich Antisemitismus zeigt, muss die Menschheit zusammenstehen, um gegen solch düsteren Impulse anzukämpfen." Zusammen mit seiner Frau Laura hielt er eine Minute im Gedenken an die mehr als eine Million Opfer inne, die in dem Lager ums Leben gekommen waren. Zuvor hatte er an der Todesmauer in Auschwitz, an der tausende Häftlinge hingerichtet worden waren, einen Kranz niedergelegt.

Von Krakau aus reiste Bush am Nachmittag nach St. Petersburg weiter, wo er an den Feierlichkeiten zum 300. Gründungstag der Stadt teilnehmen wollte. Dort sollte der US-Präsident auch erstmals seit dem Irak-Krieg mit den europäischen Kriegsgegnern zusammentreffen. Samstag vormittag hatte in der ehemaligen Zarenstadt der Gipfel der EU-Staaten mit Russland stattgefunden. (APA/AP/dpa)