Italien sei und bleibe der Nachzügler Europas. Dies sagte Zentralbankchef Antonio Fazio anlässlich der Jahresversammlung der Banca d'Italia in Rom. Ohne die von der Regierung Berlusconi immer wieder verschobene Rechtsreform drohe Italien der Abstieg in die "zweite Liga" der EU-Staaten abzusinken.

Die Zeit von Einmalmaßnahmen wie etwa der Steueramnestie sei endgültig vorüber, die Regierung müsse endlich daran gehen, das wachsende Haushaltsdefizit und die überdurchschnittliche Gesamtverschuldung des Staates durch strukturelle Maßnahmen zu bremsen, kritisierte der Notenbank-Chef die Regierungspolitik.

Italien hinke, sowohl was die Wettbewerbsfähigkeit wie auch die strukturelle Entwicklung betrifft, den anderen Staaten Europas nach. Zwar haben auch Frankreich und Deutschland mit ähnlichen Problemen wie Italien zu kämpfen, allerdings werde dort die Reformpolitik schneller vorangetrieben als in Italien.

Der Welthandel ist in den letzten fünf Jahren um 28 Prozent gewachsen, Italiens Exporte nahmen gleichzeitig aber nur um 16 Prozent zu. In anderen Industrieländern wie etwa in Deutschland und Frankreich sind die Ausfuhren um über 30 Prozent gewachsen. Auch der bilaterale Handel mit Österreich wies 2002 einen Überschuss zugunsten Österreichs auf. Italien hat auch auf dem österreichischen Markt an Position verloren. Laut den Angaben der Notenbank nahm die Industrieproduktion in den letzten fünf Jahren nur um drei Prozent zu. "Der wirtschaftliche Abstieg kann noch gestoppt werden", meinte Notenbankchef Fazio. (Thesy Kness-Bastaroli aus Rom, Der Standard, Printausgabe, 02.06.2003)