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Rainer Wimmer ist wild entschlossen, die Arbeitnehmer-Forderungen durchzusetzen.

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Betriebsversammlung in Wien-Aspern

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Wien - Nach siebenstündigen Verhandlungen war es Schluss mit der Geduld und die Verhandler der zweiten Metall-Lohnrunde trennten sich im Streit. Kurz darauf kündigten GPA-Chefverhandler Karl Proyer und Mitverhandler Rainer Wimmer am Mittwoch Betriebsversammlungen und Warnstreiks für Donnerstag, sowie befristete Vollstreiks für Freitag an. Die Arbeitnehmer hatten zuletzt eine Lohnerhöhung von 5,5 Prozent gefordert. Laut Industrie-Chefverhandler Christoph Hinteregger sollten die unteren Einkommensschichten allerdings nur 3,8 Prozent, die mittleren Einkommen 3,6 Prozent und die Besserverdiener 3,4 Prozent mehr Lohn bekommen. Im Schnitt würde das auf eine prozentuelle Erhöhung von 3,65 Prozent hinauslaufen - plus der schon zuvor angebotenen Einmalzahlung von 200 Euro. Der Mindestlohn der Metaller liegt derzeit bei 1.515 Euro brutto, er würde dann in etwa 1.580 Euro betragen.

"Die Industrie hat in den letzten 16 Monaten exorbitant gute Ergebnisse erwirtschaftet", so Wimmer im Gespräch mit derStandard.at. Basis für die Lohnfindung ist dabei die Benya-Formel: Lohnerhöhung ist gleich Inflationsabgeltung plus Anteil an der Produktivitätssteigerung.

Die Arbeitgeber hatten immer wieder auf die düsteren Prognosen der Wirtschaftsforscher, den Konjunkturabschwung im wichtigsten Exportmarkt Deutschland und die Euro- und Bankenkrise verwiesen. Die Metallindustrie macht 42 Prozent der gesamten Sachgüterproduktion aus. Sie erwirtschaftete 2010 einen Produktionswert von rund 51 Mrd. Euro. "Wir stehen Tag und Nacht auf Abruf, um für die 165.000 Metallarbeiter und Industrieangestellten zu kämpfen."

Steigende Zahl an Betrieben

In mehr als 150 Unternehmen von Andritz über MAN und Magna bis zur voestalpine gab es Warnstreiks oder Betriebsversammlungen. Die Bänder standen auch im Opel-Werk Aspern still.  Wimmer: "Die Zahl der Betriebe wird von Stunde zu Stunde mehr und wird sicher noch auf 200 steigen." In zwei Schichten sind im Motoren- und Getriebewerk Betriebsversammlungen und einstündige Warnstreiks abgehalten worden. Für Freitag sind weitere Warnstreiks geplant. In einigen "ausgewählten Betrieben" werden diese aber in befristete Streiks bis Ende der Schicht übergehen, kündigt die Gewerkschaft an. Wo genau gestreikt wird, ist derzeit noch geheim.

Ab Montag sind "unbefristete Kampfmaßnahmen" möglich. Sollte es keine Einigung geben, werde man dieses Mittel ergreifen, so Wimmer. Das seien die Arbeitnehmervertreter den rund 170.000 Beschäftigten und ihren Familien schuldig. Kompromisse will der Gewerkschafter keine eingehen. Von den angebotenen Lohnerhöhungen blieben den Arbeitnehmern nur 40 Euro netto im Geldbörserl. Fakt sei aber, dass die Beschäftigten mit einer sehr hohen Inflation zu kämpfen hätten. Über das Wochenende hätte man genügend Zeit, sich weitere "weitaus strengere Kampfmaßnahmen" zu überlegen, so Wimmer entschlossen. Wie genau diese ab Montag kommender Woche aussehen würden, wollte er noch nicht verraten. (ch, derStandard.at, 13.10.2011)