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Der saudische Außenminister Prinz Saud Al-Faisal und Vizekanzler Spindelegger bei der Unterzeichnung des Vertrags am Donnerstag.

Foto: REUTERS/Heinz-Peter Bader

Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger unterzeichnete heute, Donnerstag, gemeinsam mit seiner spanischen Amtskollegin Trinidad Jimenez und dem saudischen Außenminister Prinz Saud Al-Faisal den Gründungsvertrag des Internationalen König Abdullah Zentrums für interreligiösen und interkulturellen Dialog. Das Dialogzentrum mit Sitz in Wien soll künftig als Plattform für den Dialog zwischen Weltreligionen fungieren und voraussichtlich Mitte des kommenden Jahres eröffnet werden.

Neben Spanien und Saudi-Arabien ist Österreich einer der Gründungsstaaten der neuen internationalen Organisation, die auf eine persönliche Initiative des saudischen Königs Abdullah bin Abdulalziz zurückgeht. "Dialog mit und unter Religionsgemeinschaften ist wichtiger denn je und unerlässlich für langfristigen Frieden und Sicherheit", so Spindelegger kurz nach der Unterzeichnung. "Mit dem neuen Zentrum wird diesem Dialog erstmals eine stabile und permanente internationale Plattform geboten."

"Aus dem Herzen des Islam"

Für den künftigen interimistischen Leiter des Interreligiösen Zentrums braucht Europa ein besseres Verständnis des Islam. "Was wir jetzt in Europa brauchen, ist ein besseres Verständnis der Religionen, insbesondere des Islam", sagte der saudi-arabische Vize-Bildungsminister Faisal bin Abdulrahman bin Muammar gegenüber dem Ö1-Morgenjournal (Donnerstag). Die Idee des von Saudi-Arabien initiierten Zentrums komme "aus dem Herzen des Islam", betonte er.

Saudi-Arabien sei für andere Religionen offen, entgegnete der Vizeminister der Kritik über die mangelnde Religionsfreiheit in seinem Land, wo ausschließlich die wahabitische Auslegung des sunnitischen Islam frei ausgeübt werden kann. "Aber es gibt eine Grenze, die nicht überschritten werden darf." Diese sei dadurch bedingt, dass sich in Saudi-Arabien "die beiden heiligen Moscheen" in Mekka und Medina befinden - "die Wiege des Islam". Nicht nur der saudische Staat, sondern auch die dort lebenden Stämme sähen sich als Hüter der heiligen Moscheen. Den Menschen in Saudi-Arabien seien die Traditionen sehr wichtig, daher würden "Reformen sehr langsam umgesetzt". Er wehrte gleichzeitig westliche Reformforderungen gegenüber seinem Land ab: Das sei eine "Fehleinschätzung der Situation in den verschiedenen Kulturkreisen".

Fünf Religionen

Das Direktorium des Zentrums wird sich aus Vertretern der fünf Weltreligionen - Judentum, Christentum, Islam, Hinduismus, Buddhismus - zusammensetzen. Jedoch sind auch andere Glaubensrichtungen dazu eingeladen sich zu beteiligen. Auch sind enge Kooperationen mit Nichtregierungsorganisationen und die Zusammenarbeit mit ExpertInnen in Österreich und international geplant. Die Strukturen des Zentrums sind laut Initiatoren bewusst so angelegt, dass keine der vertretenen Religionen dominiert oder ihre Sichtweise durchsetzen kann. "Es ist ein Zentrum der Weltreligionen und kein privates Missionszentrum. Es kann nicht als Propagandazentrum für einen Vertragsstaat oder für einzelne religiöse Richtungen missbraucht werden", stellte der Außenminister klar. (APA/red)