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Bundeskanzler Faymann zu Besuch bei "Heute".

Foto: APA/Hochmuth

Wien - Im Bundeskanzleramt vermutet man eine gezielte Intrige der ÖVP. In einem anonymen Schreiben wurden mehrere Journalisten darüber informiert, dass nicht nur die Frau von Kanzler Werner Faymann, Martina Ludwig-Faymann, für Günther Havranek, Miteigentümer der Gratiszeitung "Heute", gearbeitet habe, sondern dass umgekehrt auch Havraneks Tochter für den Bundeskanzler arbeite.

Das Naheverhältnis von Faymann und "Heute" wird demnächst auch Gegenstand im parlamentarischen Untersuchungsausschuss sein, wo die Vergabe von Regierungsinseraten auf der Agenda stehen. Dass Faymanns Frau, sie ist SPÖ-Landtagsabgeordnete in Wien, im Sommer 2010 nebenbei auch für den Relaunch des Magazins "Fair Wohnen" zuständig war, sorgte für politische Diskussionen. "Fair Wohnen" wird von der QMM Quality Multi Media GmbH produziert, die im Eigentum der "Periodika Privatstiftung" steht. Diese ist wiederum an der Gratiszeitung "Heute" beteiligt.

Tatsächlich arbeitet die Tochter von Günther Havranek im Bundeskanzleramt. Heidi Havranek wird im "Mitarbeiterstab der Abteilung Bundeskanzleramt" in der Ständigen Vertretung Österreichs bei der EU in Brüssel angeführt. Präsidialchef Manfred Matzka betont auf STANDARD-Anfrage, dass Frau Havranek nicht von Faymann engagiert worden sei, sondern unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel geholt worden sei - von ihm selbst übrigens.

Günther Havranek ist auch auf einer anderen Ebene eng mit der SPÖ verbunden: Der Wirtschaftstreuhänder soll jetzt mithelfen, die Partei finanziell zu sanieren. Der Schuldenstand beträgt immerhin fünf Millionen Euro.

Die Verbindung zwischen Faymann und "Heute" gilt auch deswegen als heikel, da die Eigentümerstruktur der Gratiszeitung im Dunkeln liegt und sich seit deren Gründung das Gerücht hält, die SPÖ stehe hinter der Konstruktion. Havranek ist zwar auf dem Papier Mehrheitseigentümer, dürfte die Anteile aber treuhänderisch für jemand anderen halten - entweder für die SPÖ oder, so ein anderes Gerücht, für die Familie Dichand. Jedenfalls ist "Heute" Inseratenkaiser bei Aufträgen, die aus der Politik oder staatsnahen Betrieben kommen. (Michael Völker/DER STANDARD; Printausgabe, 14.10.2011)