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Aziz Salha im Jahr 2000 in Ramallah.

Foto: EPA PHOTO AFP/CHRIS GERALD

Israel zahlt einen hohen Preis für die Befreiung des 2006 in den Gazastreifen verschleppten Soldaten Gilad Shalit. Die Palästinenser auch. Wieder einmal zeigt die Hamas, wie wenig ihr palästinensisches Leben wert ist.

1.027 Palästinenser, so der Deal, kommen im Tausch gegen einen Israeli frei. Keine Autodiebe, versteht sich, sondern Hochsicherheitsgefangene, darunter Terroristen, Mörder. Eine verheerende Optik, nicht nur der verqueren Formel wegen. Zum Beispiel Husam Ataf Ali Badran, 44, einer der prominentesten Namen auf der - freilich inoffiziellen - Wunschliste der Hamas, die im Netz kursiert. Als Militärchef der Hamas im Westjordanland stand er hinter einem Selbstmordanschlag, der am 9. August 2001 ein Jerusalemer Pizzarestaurant in Stücke und 15 Israelis, darunter sechs Kinder, in den Tod riss. Oder Aziz Salha, 30, der im Oktober 2000 zwei israelische Soldaten in Ramallah zu Tode quälte und seine blutigen Hände den Kameras entgegen hielt. Auch er soll demnächst freikommen.

Es sind Fälle wie dieser, die nicht nur bei Israels Rechtsaußen für Unmut sorgen. Und die Spaltung der israelischen Gesellschaft weiter verschärfen.

In der Nacht auf Freitag schändete der Sohn zweier durch Badrans Hand ermordeter Restaurantbesucher das Grabmal des 1995 erschossenen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin. Er verstehe die Freude von Shalits Familie, sagte der 27-jährige mutmaßliche Täter bei seiner Einvernahme durch die Tel Aviver Polizei. Aber die Mörder seiner Eltern ungeschoren davonkommen zu lassen, das sei ein zu hoher Preis. Ein Preis, den auch die Palästinenser zu zahlen haben werden.

Mit der Hamasregierung im Gazastreifen, die junge Wehrdienstleistende als Geisel hält und sie gegen eine Legion an Mördern austauscht, ist kein Staat zu machen. Und weil der Deal zur Rückkehr Shalits in den Schoß seiner Familie den bedrängten Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu stärkt und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas schwächt, rückt eine Aufwertung des palästinensischen Status in noch weitere Ferne.(flon/derStandard.at, 14.10.2011)