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Ein liberianischer Bereitschaftspolizist vor der Nationalen Wahlkommission in Monrovia. In der Hauptstadt grassiert die Angst vor einem Wiederaufflammen des Bürgerkriegs.

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Ein Blauhelm vor einem ausgebrannten Büro der Einheitspartei.

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Ellen Johnson Sirleaf soll betrogen haben.

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Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf, soeben mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, ist nach den Wahlen vom Dienstag mit dem Vorwurf massiver Fälschung konfrontiert. In dem westafrikanischen Land droht neue Gewalt.

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Monrovia - Die Regierung von Liberia hat nach scharfer Kritik der Opposition an den bisher veröffentlichten Ergebnissen der Präsidentschaftswahl die Landesgrenzen abgeriegelt. Die Grenzübergänge zu den drei Nachbarstaaten Elfenbeinküste, Guinea und Sierra Leone seien bis auf weiteres geschlossen worden, verlautete am Wochenende aus Sicherheitskreisen. In der Hauptstadt Monrovia machten zahlreiche Bewohner offenbar aus Furcht vor Gewalt Hamsterkäufe; Bewohner von außerhalb verließen die Hauptstadt.

Zuvor hatten neun Oppositionsparteien der Regierung von Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf "massive Wahlfälschungen" bei dem ersten Durchgang der Präsidentenwahl vom 11. Oktober vorgeworfen. Sie kündigten gleichzeitig an, sich nicht mehr am weiteren Wahlprozess zu beteiligen, der nach bisherigen Ergebnissen Anfang November eine Stichwahl notwendig machen würde.

Laut der nationalen Wahlkommission wurden bis zum Samstag 71,1 Prozent der Stimmen ausgezählt. Demnach käme Amtsinhaberin Ellen Johnson-Sirleaf, die heuer gemeinsam mit einer weiteren liberianischen und einer jemenitischen Frauenrechtlerin mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, auf 44,6 Prozent der Stimmen. Auf dem zweiten Platz landete Johnson-Sirleafs Hauptkonkurrent Winston Tubman vom Kongress für Demokratischen Wandel (CDC) mit 31,4 Prozent, Dritter wurde der ehemalige Rebellenführer Prince Johnson mit 11,2 Prozent. Die Opposition werde das Ergebnis nicht anerkennen, sollten die Stimmen wie bisher ausgezählt werden, hieß es in einer Erklärung von acht Parteien.

Parteilokal angezündet

Die Staatspräsidentin besuchte am Samstag eine am Rande der Hauptstadt Monrovia gelegene Geschäftsstelle ihrer Einheitspartei, die in der Nacht in Brand gesteckt worden war. In der Nachbarschaft machte sich Angst vor einem erneuten Bürgerkrieg breit: "Soll das ganze Land so aussehen, wenn Johnson-Sirleaf abgewählt wird?" , sagte ein Bürger zu einem Journalisten.

Die Präsidentenwahl gilt als Bewährungsprobe der Demokratie in Liberia. Bis zum Jahr 2003 hatte dort 14 Jahre lang ein Bürgerkrieg getobt. Mehr als 200.000 Menschen wurden getötet, mehr als eine Million vertrieben. Die Infrastruktur wurde zerstört, die Auswirkungen zeigen sich noch bis heute. Die Uno hat eine mehr als 14.000 Mann starke Friedenstruppe im Land stationiert.

Ellen Johnson-Sirleaf ist seit 2006 Präsidentin Liberias und damit das erste gewählte weibliche Staatsoberhaupt Afrikas. Sie war an einer "Wahrheits- und Versöhnungskommission" zur Aufarbeitung des Krieges beteiligt. Teile der Opposition werfen ihr die frühere Zusammenarbeit mit Rebellenführer Charles Taylor vor, der 1997 an die Macht kam. Johnson-Sirleaf nennt die einstige Kooperation mit Taylor ihren schwersten Fehler. Taylor steht derzeit vor dem internationalen Sierra-Leone-Tribunal. (AFP, dpa, red/DER STANDARD, Printausgabe, 17.10.2011)